Ich beginne zu zweifeln...

Für Zweifler und andere gute Christen
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Brombär

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#21 Beitrag von Brombär » 07.03.2017, 17:02

Newlife schrieb:

. . . ich bin zurzeit etwas am zweifeln und es fällt mir schwer, mir das einzugestehen. Ich war mein ganzes Leben mit Jesus unterwegs und war mir sicher, dass nichts an dieser Basis rütteln kann, und dennoch zweifle ich in letzter Zeit, ob es Gott wirklich gibt. Es ist, als ob mein Herz sehr verstockt ist.
Ich weiß, dass ich versuchen sollte, diese Zweifel im Gebet vor Gott zu bringen, und das tue ich - aber dennoch kann ich mich nicht selbst zum Glauben entscheiden, wenn mein Verstand dagegen arbeitet....


Liebe/r Newlife,
vor längerer Zeit hat - ich glaube es war in diesem Forum – jemand folgendes geschrieben:

Manche Christen vergessen vor lauter Suche nach dem Willen Jesus, dass ihnen ein eigenes Leben geschenkt ist und dass sie damit aus sich heraus leben und lieben dürfen.
Gotteslästerung, mag mancher denken. Man kann nichts aus sich selbst heraus - wo kämen wir denn hin, wenn das jeder behaupten wollte!
Nein, keine Gotteslästerung. Gott (oder wie immer wir den Schöpfer bezeichnen) gab uns Atem, damit wir leben - ganz ohne Angst, ganz ohne Dogma, einfach leben. Leben im Staunen über die Wunder des Lebens, die Schönheit, über die Kostbarkeit und selten auch einmal über die Verschwendung. Daraus erwächst großer Respekt, eine Ehrfurcht vor all diesem unerklärlich Großen. Dahinter wird die Frage nach den Heilsbringern wie Jesus, Buddha oder Allah etc. sekundär oder vielleicht sogar überflüssig.
Genau wie jedem Käferchen, jeder Blume und jedem Stein hat mir die Schöpfung meine Gestalt, mein Sein zugewiesen. In dieser Form als Mensch darf ich leben, bis ich sterbe, wie alle anderen Menschen auch sterben. Dabei kann ich von anderen lernen - von den Überlieferungen über die Person Jesus genauso, wie von anderen Persönlichkeiten. Aber leben muss ich selber!

Mir haben diese Gedanken sehr gut getan. Vielleicht helfen sie auch dir.

Liebe Grüße vom Brombär

Kati

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#22 Beitrag von Kati » 07.03.2017, 19:11

Liebe (r) Newlife,

An der Stelle, an der du gerade stehst, befanden sich wohl viele Fories, auch ich. Vor einigen Jahren habe ich meine lange Auseinandersetzung mit der Gottesfrage in einem Gedicht zusammengefasst. Auch heute beschreibt es noch sehr gut diese Entwicklung. Vielleicht hilft es dir ja auch?


Mein Gott mein Gott, darum hab ich dich verlassen:

Vom Baum der Erkenntnis ich genossen
War mit dir ich sehr verdrossen.
Und dein Engel aus dem Paradies
Mich verwies.
Auf dein Wort
Ging ich fort.

Schicktest mich in neue Räume
Wo ich fand weitre Bäume
Deren Frucht ich aß
Und genas.

Wandere nun durchs finstre Tal.
Lasse mir den Sternensaal
Vom Mond erleuchten.
Und du
nickst mir zu.

Grüßest mich vom Paradiese,
Wo auf grüner frischer Wiese
brave Schafe schlafen
Im Vertrauen
auf dein Schauen.

Diese geistlich armen
Schafe kennen kein Erbarmen.
Allein deine Herrschaft und dein Richten
Sind Gesetz ihnen und Pflichten.
Ach, ich bin kein Teil der Herde!
Doch Der sprach, es werde,
Schuf auch mich.
Und da wurde ich.

Du bist du
Und ich bin ich.
Blick ich hinter mich
Erstarre ich.
Kein Paradies
Sei mein Verlies.
Es bleibet dabei:
Denken macht frei!

Frei und mutig öffne ich
Nun der Morgenröte mich,
Schwinge jubelnd mich empor
Breite singend meine Schwingen!
Nein, da tönt kein Engelschor
Niemand da, in mich zu dringen
Meiner Freude Bahn zu zwingen.

Fühl ich endlich frei und weit
Nur dem Leben mich verschrieben,
Meinem Jetzt und meiner Zeit
Meinem Sinnen, meinem Lieben.
Staunend schau ich alles an,
Fasse, was ich fassen kann.

Mein Gott, mein Gott, darum hab ich dich verlassen!
Denn ich weiß, du wirst nicht hassen,
Wie die Schafe es gern hätten,
Die in selbstgewählten Ketten
Sich das Denken
schenken.

Ganz allein
doch Teil des Ganzen
Weiß ich, dass ich fallen kann.
Weiß nicht wo und weiß nicht wann.
Werde noch im Tode tanzen,
Weil auch Sterben leben ist.
Und keiner Religionen List
macht klein
Mein Sein.

Du bist du und ich bin ich,
ich bin du
Und du bist ich.

Du verlässt mich nicht.

glasperle

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#23 Beitrag von glasperle » 07.03.2017, 22:11

En tolles Gedicht , Kati. Hier finde ich mich wieder und es ermutigt mich. Danke!

Gerlinde

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#24 Beitrag von Gerlinde » 08.03.2017, 05:35

glasperle hat geschrieben:En tolles Gedicht , Kati. Hier finde ich mich wieder und es ermutigt mich. Danke!
Finde ich auch!
Einer der Dinge, die ich als Wicca gelernt habe, ist die Eigenverantwortung. Wir sagen: TU, WAS DU WILLST, UND SCHADE NIEMAND!"
Das entspricht in etwa dem, was Christen lehre: "Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andren zu", geht aber viel weiter als das! Wicca lernen, dass jede unserer Entscheidungen Folgen hat: Für uns und Andere (Menschen, Tiere, Natur), und wir darum genau überlegen sollen, bevor wir etwas tun. Denn das "Tu, was Du willst", ist kein Freibrief!

blume

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#25 Beitrag von blume » 08.03.2017, 06:27

Was du nicht willst, dass man dir zu, das füg auch keinen andren zu.

Dieser Satz stimmt 100 %. Wenn einige Herren Oberen sich so verhalten hätten, wäre ich jetzt bestimmt anders drauf. Dann würde ich jetzt nicht zweifeln usw.

Gerlinde

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#26 Beitrag von Gerlinde » 08.03.2017, 08:18

blume hat geschrieben:Was du nicht willst, dass man dir zu, das füg auch keinen andren zu.

Dieser Satz stimmt 100 %. Wenn einige Herren Oberen sich so verhalten hätten, wäre ich jetzt bestimmt anders drauf. Dann würde ich jetzt nicht zweifeln usw.
I'm glad to be useful. Ich bin froh, hilfreich gewesen zu sein.

blume

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#27 Beitrag von blume » 08.03.2017, 09:55

Danke.

Wenn Theorie und Praxis übereinstimmen würden, ginge es mir wesentlich besser. Ich bin schwer am kämpfen.

Gerlinde

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#28 Beitrag von Gerlinde » 08.03.2017, 13:50

blume hat geschrieben:Danke.

Wenn Theorie und Praxis übereinstimmen würden, ginge es mir wesentlich besser. Ich bin schwer am kämpfen.
Theorie und Praxis gehen selten einher. Ein emeritierter evangelischer Pastor, ein ehemaliger Zeuge Jehova, und guter Bekannter von mir, sagte einmal: "Wo Menschen sind, menschelt es, und wir können froh sein, wenn es nicht teufelt".

blume

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#29 Beitrag von blume » 08.03.2017, 14:01

Wird schon irgendwie werden.
Danke trotzdem.

blume

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#30 Beitrag von blume » 08.03.2017, 22:27

Ich habe bald keine Kraft mehr zum Kämpfen. Ist alles nicht mehr schön. :oops:

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