Ich beginne zu zweifeln...

Für Zweifler und andere gute Christen
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curiouschrist

Ich beginne zu zweifeln...

#1 Beitrag von curiouschrist » 17.10.2016, 15:23

Hallo liebe Mit-Foristen,

In letzter Zeit beginne ich an dem Glauben zu zweifeln. Es gibt sich viele Fragen die sich mir aufdrängen, über die ich gerne mit euch diskutieren möchte. Ich hoffe ich erhalte eine zufriedenstellende Sichtweise von euch Christen und wie ihr diese Themen seht:

1. Theodizee: Wieso lässt ein allmächtiger und gütiger Gott dieses Leid zu? Und ich spreche nicht von Terrorismus und Kriegen, die gerne mit dem Argument des "Freien Willen" begründet werden. Ich meine - wieso sterben Kinder nach einigen qualvollen Jahren an Krebs? Wieso werden Kinder in Verhältnisse hineingeboren, aus denen es kein Entrinnen gibt und die Folge das Verhungern nach einigen Jahren ist? Wie ist das mit dem Glauben vereinbar? Die Antwort einer "Prüfung" für die Gläubigen ist mir zu wenig, ebenso wie das Argument, dass Gott für jeden einen eigenen "Plan" hat. Wieso plant er dann, dass Kinder qualvoll sterben, nur um die die bleiben zweifeln zu lassen?

2. Andere Religionen: Wieso wähnen sich Christen, aber auch Islamisten und Anhänger anderer Religionen in der absoluten Wahrheit? Was unterscheidet eigentlich den christlichen Gott von den griechischen Göttern wie Zeus? Die Anhänger beider Partien sind felsenfest davon überzeugt "richtig" zu liegen. Und ist jemand, der in islamistische Verhältnisse oder gar in eine Sekte hineingeboren wird gleich ein Ungläubiger der nicht ins "Himmelreich" kommt?

3. Andere Ungereimtheiten und Dogmen der Kirche: Wieso ist die Kirche gegen Masturbation, Homosexualität und und und...? Hat Gott dem Menschen nur eine Trieb gegeben, damit dieser krampfhaft und unerfolgreich unterdrückt werden soll? Das macht für mich vorne und hinten keinen Sinn.

Bin gespannt auf die Antworten!
Curiouschrist

agape

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#2 Beitrag von agape » 17.10.2016, 17:20

Eine weitere kuriose Frage wäre zB, wer den Text in 1. Mose 6,6 geschrieben hat. ;-)


Vielleicht wird der Thread ja ein Sammelbecken von kuriosen Fragen gestellt von "curious christs" ;-)
Nichts für ungut :lol: :lol:

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Andreas Ponto
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Re: Ich beginne zu zweifeln...

#3 Beitrag von Andreas Ponto » 17.10.2016, 17:26

Nur wer Fragen stellt beginnt für sich auch Antworten zu finden.

curiouschrist

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#4 Beitrag von curiouschrist » 17.10.2016, 17:28

Bisher sind beide Antworten absolute Totalausfälle.
agape hat geschrieben:Eine weitere kuriose Frage wäre zB, wer den Text in 1. Mose 6,6 geschrieben hat. ;-)


Vielleicht wird der Thread ja ein Sammelbecken von kuriosen Fragen gestellt von "curious christs" ;-)
Nichts für ungut :lol: :lol:
Bist du der englischen Sprache mächtig? Curious = verwundert, neugierig

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Andreas Ponto
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Re: Ich beginne zu zweifeln...

#5 Beitrag von Andreas Ponto » 17.10.2016, 17:36

Huch, warum so aufgeregt.
Mir geht es so. Das ist meine Erfahrung.

Möchtest du mir diese nehmen?

Welche Antworten oder Lösungsansätze hast du bisher auf deine Fragen gefunden?

LG
Centaurea

curiouschrist

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#6 Beitrag von curiouschrist » 17.10.2016, 17:40

centaurea hat geschrieben:Huch, warum so aufgeregt.
Mir geht es so. Das ist meine Erfahrung.

Möchtest du mir diese nehmen?

Welche Antworten oder Lösungsansätze hast du bisher auf deine Fragen gefunden?

LG
Centaurea
War ja auch eher auf deinen Vorredner gerichtet. Aber hätte gerne dann von dir gehört was deine Antworten auf diese Fragen sind, denn dass jeder individuell eine Antwort finden muss war mir klar.
Ich persönlich habe mich jetzt etwas mehr mit Theodizee befasst aber auch die anderen Fragen lassen mich grübeln. Um ehrlich zu sein ist die friedlichste und befriedigenste Antwort für mich momentan, dass es Gott nicht gibt so wie wir ihn uns vorstellen. Deshalb werde ich mich in der kommenden Zeit auch etwas tiefgehender mit dem Atheismus beschäftigen... Alles andere, sowie mögliche Antworten "christlicher" Seite konnten mich bisher nicht überzeugen.

agape

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#7 Beitrag von agape » 17.10.2016, 17:42

Yes, i am. Ebenso lat und frz.

kurios
merkwürdig, sonderbar, wunderlich, komisch

im 17. Jh. in positivem Sinne gebraucht: „seltsam, wissenswert“, allmählich zu „ein bisschen verrückt“ abgewertet; unter Einfluss von frz.
curieux „wunderlich, merkwürdig, wissbegierig, neugierig, sorgsam, sorgfältig“ aus lat.
curiosus „sorgfältig, aufmerksam“, eigtl. „voller Teilnahme, mit Sorgfalt, neugierig“, zu lat.
cura „Sorge, Pflege“

Aber wie centaurea schon eben sagte, ist die Fragestellung ja schon ein Weg zu sich selbst.

Was wäre denn kein "Totalausfall" ?
Wenn Dir jemand sagen würde, es wäre so und so?
Deine kuriosen Fragestellungen zeigen einen Riesenmischmasch aus tausenden unterschiedlichen Grundlagen und Prämissen. So lässt sich keine Diskussion führen, ebenso keine ernsthafte Frage stellen.

curiouschrist

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#8 Beitrag von curiouschrist » 17.10.2016, 17:52

agape hat geschrieben:Yes, i am. Ebenso lat und frz.

kurios
merkwürdig, sonderbar, wunderlich, komisch

im 17. Jh. in positivem Sinne gebraucht: „seltsam, wissenswert“, allmählich zu „ein bisschen verrückt“ abgewertet; unter Einfluss von frz.
curieux „wunderlich, merkwürdig, wissbegierig, neugierig, sorgsam, sorgfältig“ aus lat.
curiosus „sorgfältig, aufmerksam“, eigtl. „voller Teilnahme, mit Sorgfalt, neugierig“, zu lat.
cura „Sorge, Pflege“

Aber wie centaurea schon eben sagte, ist die Fragestellung ja schon ein Weg zu sich selbst.

Was wäre denn kein "Totalausfall" ?
Wenn Dir jemand sagen würde, es wäre so und so?
Deine kuriosen Fragestellungen zeigen einen Riesenmischmasch aus tausenden unterschiedlichen Grundlagen und Prämissen. So lässt sich keine Diskussion führen, ebenso keine ernsthafte Frage stellen.
1. Für mich liegt zwischen deinen "Synonymen" und meiner Übersetzung ein Unterschied, ausserdem bleibt zu hoffen dass du "kurios" nicht als den gängigen Ton von "ein bisschen verrückt" gebrauchst, wie es aber den Anschein macht (Smileys etc.)

2. Ich will offensichtlich Begründungen und Thesen von gläubigen Christen, wie es sie zu Hauf in diesem Forum gibt.

3. Zugegeben das sind die 3 Hauptfragen die mir in den Kopf kamen. Du bist aber herzlich eingeladen, dich nur auf einen Bruchteil zu beschränken, wenn das als eine "Diskussionsgrundlage" genügt.

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Andreas Ponto
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Re: Ich beginne zu zweifeln...

#9 Beitrag von Andreas Ponto » 17.10.2016, 18:47

Wenn ich für mich eines gelernt habe, dann, dass es unmöglich ist jemanden von etwas tatsächlich zu überzeugen.

Insofern sehe ich hier nur die Möglichkeit eines Gespräches über und eines Austausches zu etwas.
Jeder wird dann daraus seine persönlichen Schlüsse ziehen oder wie leider so oft, lediglich seine vorgefasste Meinung bestätigt finden wollen.

Niemand muss hier irgendetwas irgendjemandem beweisen.
Alle sind und bleiben wir Suchende.

Ich persönlich suche lieber mit und zugleich nach diesem einen Gott. Für mich zumindest ist er unverfügbar.
Dort wo ich ihn am wenigsten erwarte, blitzt er plötzlich wie die Morgenröte auf oder streicht wie ein sanfter Wind über meine Wange.

In der größten Freude tanze ich mit IHM.
In der tiefsten Trübsal hoffe ich auf IHN.
In der größten Not schreie ich zu IHM.
Im größten Streit kämpfe ich mit IHM.
In der größten Freude tanze ich mit IHM.

Für mich ist das der große Verdienst christlicher Theologie, dass eben nicht der Mensch sich selbst durch Taten oder Verdienst zu soetwas wie Gott aufschwingen und
über die Schöpfung oder den Nächsten erheben kann/darf. Sondern, dass er sich seiner Fehler und seiner Schutzbedürftigkeit immer bewusst ist oder wird.
Der Mensch aber genau darin nicht klein, sondern vielmehr in Christus groß gemacht wird; eben kein Verdienst, keine Leistung, keine Selektion,
sondern freie und unverdiente Gnade es ist, die den Menschen erst recht frei macht.

Daraus erwächst wiederum für jeden, je nach Fähigkeit und Möglichkeit, Verantwortung für sich, seine (Um-)Welt und vor Gott.
So verwirklicht sich dann Gott in dieser Welt: Nicht durch Macht, Kraft oder Gewalt;
sondern durch Gnade am Menschen, der sich dann selbst aus freien Stücken Gott und dem Nächsten, dem Schwachen, dem Schwächeren, dem scheinbar Verlorenen im Dienst (hin-)gibt.

In der größten Freude tanze ich mit IHM.
In der tiefsten Trübsal hoffe ich auf IHN.
In der größten Not schreie ich zu IHM.
Im größten Streit kämpfe ich mit IHM.
In der größten Freude tanze ich mit IHM.

Theodizee ist für mich inzwischen, wenn auch äußerst interressant und spannend, die kleinste aller Sorgen und Fragen.
Ohne intensives Theologiestudium sehe ich für mich in dieser ernsten Frage keine Chance tiefergehende Erkenntnisse zu haben und grundsätzliche Schlüsse zu ziehen.
Da bist du offensichtlich schon viel weiter als ich. Respekt!

Die größte Aufgabe sehe ich selbst in mir, dann in meiner Umwelt und viel weniger in Gott.

Ich zweifle gerne und viel.
Das ist eine der großen Befreiungen, die ich in den letzten Jahren in und durch ev. Theologie und Glauben erfahren habe:
dass ich offen an Gott zweifeln, mit IHM hadern und streiten darf.
Dank meines Glaubens muss ich aber nicht verzweifeln; vor allem nicht an mir selbst.
Und schon gar nicht am Menschen an sich oder an Gott.

In der größten Freude tanze ich mit IHM.
In der tiefsten Trübsal hoffe ich auf IHN.
In der größten Not schreie ich zu IHM.
Im größten Streit kämpfe ich mit IHM.
In der größten Freude tanze ich mit IHM.

LG
Centaurea

Schmetterling40

Re: Ich beginne zu zweifeln...

#10 Beitrag von Schmetterling40 » 17.10.2016, 19:56

Liebe Centaurea,
ich danke dir herzlich für deinen wundervollen Beitrag.
Genau das ist es, was ich auch lernen und erleben darf, seit ich abwechselnd in die evangelische Landeskirche und in eine evangelische Freikirche die Gottesdienste besuche.
Außerdem habe ich so wertvolle Seelsorgegespräche mit der Pfarrerin hier, wie ich es nie in der NAK auch nur im Ansatz hatte.

Ich wünsche allen, dass ihr es auch erleben dürft!

Das Leben ist so schön und bunt und wunderbar - und Gott- unser himmlischer Vater- ist allmächtig!

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