Mehr Internet, weniger Glauben

Für Zweifler und andere gute Christen
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Maximin

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#111 Beitrag von Maximin » 03.05.2014, 15:32

:) Die Juden warten bis zum heutigen Tage auf ihren Erlöser; den Messias. Den Nazarener konnten und haben sie bis heute nicht als ihren Messias akzeptiert. Etliche Juden haben den Nazarener als ihren persönlichen Erlöser angenommen. Damals vor rd. 2.000 Jahren und viele auch in unseren Tagen. Beispiele gefällig...?

Der hl. Apostel Paulus klärt die Frage abschließend, was denn mit den sogenannten "ungläubigen Juden" und mit den christusgläubigen Nichtjuden los ist. Kann man hier nachlesen:

"1 So sage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn ich bin auch ein Israeliter von dem Samen Abrahams, aus dem Geschlecht Benjamin. (s. a. Psalm 94, 14) 2 Gott hat sein Volk nicht verstoßen, welches er zuvor ersehen hat. Oder wisset ihr nicht, was die Schrift sagt von Elia, wie er tritt vor Gott wider Israel und spricht: 3 "HERR, sie haben deine Propheten getötet und deine Altäre zerbrochen; und ich bin allein übriggeblieben, und sie stehen mir nach meinem Leben"? 4 (Römer 11, 1 - 3 / Luther 1912)
[...]
15 Denn so ihre Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Annahme anders sein als Leben von den Toten? 16 Ist der Anbruch heilig, so ist auch der Teig heilig; und so die Wurzel heilig ist, so sind auch die Zweige heilig. 17 Ob aber nun etliche von den Zweigen ausgebrochen sind und du, da du ein wilder Ölbaum warst, bist unter sie gepfropft und teilhaftig geworden der Wurzel und des Safts im Ölbaum, 18 so rühme dich nicht wider die Zweige. Rühmst du dich aber wider sie, so sollst du wissen, daß du die Wurzel nicht trägst, sondern die Wurzel trägt dich. (s. a. Johannes 4.22) 19 So sprichst du: Die Zweige sind ausgebrochen, das ich hineingepfropft würde. 20 Ist wohl geredet! Sie sind ausgebrochen um ihres Unglaubens willen; du stehst aber durch den Glauben. Sei nicht stolz, sondern fürchte dich. (Römer 11, 15- 19 / Luther 1912)


Maximin + + +

Pagan

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#112 Beitrag von Pagan » 03.05.2014, 15:46

minna hat geschrieben:Übrigens gibt es interessante und handfeste Beispiel dafür, wie sich eine aus einer christlichen Überzeugung
gewonnene ethische alltagspraktische Handlungsweise überaus positiv auswirken kann.
Übrigens gibt es interessante und handfeste Beispiele dafür, dass es dazu keinesfalls einer christlichen Überzeugung bedarf.

- Eine Untersuchung in England zeigte, dass Muslime weit mehr für soziale Zwecke spenden als Christen.
- der zweitreichste Mann in der Geschichte, Andrew Carnegie, wer nicht nur Atheist, sondern er setzte den Grossteil seines Vermögens für philanthropische Zwecke ein. Die von ihm gegründeten Stiftungen existieren heute noch.
- Warren Buffet, einer der heute reichsten Männer und ebenfalls Atheist, hat schon Milliarden für philanthropische Zwecke gespendet
- dito übrigens auch Bill Gates, der bekanntermassen ebenfalls Milliarden in seine philanthropische Stiftung steckt, auch er hat Besseres (seine Worte!) zu tun als sonntags zur Kirche zu gehen.

Solche Wohltäter wie die drei namentlich genannten handeln aus echter Menschlichkeit, ganz ohne den christlichen "Zwang", sich hier mit guten Werken Bonuspunkte für eine erhoffte Ewigkeit ansammeln zu können.

Wohltätigkeit ist kein Verdienst der Religionen, auch besonders nicht des Christentums. Ich erinnere in dem Zusammenhang an die Worte von Desmond Tutu, dem ehemaligen anglikanischen Bischof und Friedensnobelpreisträger: "Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen. Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land."

Das einfach mal noch angefügt.

minna

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#113 Beitrag von minna » 03.05.2014, 17:24

Hallo Pagan, ich wundere mich immer wieder über Deine eigenwilligen und nichtzutreffenden Interpretationen
meiner Einträge.
Erstens habe ich nie und nirgends ( :roll: !!!) behauptet, nur oder in der Mehrheit Christen würden sich sozial
engagieren oder (regelmäßige) Kirchenbesuche ersetzten eine tätige Nächstenliebe, denn das eine bedingt keinesfalls
das andere.

Ich habe betont, christlicher Glaube setzt sich nach meiner Überzeugung ganz pragmatisch einerseits aus dem
Glauben und andererseits aus dem Bewusstsein der Wichtigkeit einer eigenen Verantwortung gegenüber der
Gesellschaft, der Schöpfung, den Geschöpfen, die sich so fern möglich in einem Bemühen zu einem entsprechenden
Verhalten bündelt, zusammen. Einem Bemühen aus Einsicht und Überzeugung, keinem Zwang.
Glaube ist keine Aufforderung zu einem Streben nach äußerer (Schein)Heiligkeit.

In irgendeinem Buch las ich einmal diesen Satz: "Die geschickteste Tarnung des Teufels ist die
fundamentalistisch zur Schau gestellte Frömmigkeit."


(Da ist was dran ... man betrachte nur einmal ganz genau das Handeln und Reden etlicher der weltweit
angeblich "im Namen Gottes" agierenden, ihre Frömmigkeit ständig penetrant vor sich hertragenden Politikern
und Herrschern verschiedener Richtungen in Gegenwart und Geschichte ...)

Nein, ich glaube nicht an "den Teufel" in Persona ... :mrgreen:

Götz Werner erwähnte ich als EIN positives Beispiel für eine tatsächlich christlich motivierte
Unternehmerpersönlichkeit. Es wird noch viele andere, unbekanntere geben.
Wie auch immer, ihrer Unternehmensführung und Strategie kommt einer Menge ganz durchschnittlicher
Menschen und damit letztlich der Gesellschaft insgesamt zu Gute.


Zu Bill Gates:


http://www.livenet.ch/themen/gesellscha ... auben.html

Das soziale Engagement wohlhabender und reichster Persönlichkeiten ist ganz sicher eine wunderbare und
anerkennungswerte Sache. Mit sehr viel Geld kann man natürlich sehr viel Positives bewegen und erreichen.
Allerdings muss keine dieser Personen dadurch am Hungertuch nagen, es bleibt immer noch genug in den
privaten Schatullen. :wink:
Genauso anerkennenswert und vom Grundsatz her gleichwertig ist nach meiner Meinung daher das soziale
Engagement der unzähligen nach außen unbekannte, unscheinbaren Menschen, die vom Wenigen ihres Geldes
und/oder ihrer Zeit noch anderen abgeben, die spenden, sich ehrenamtlich engagieren.



"Und Jesus setzte sich dem Gotteskasten gegenüber und sah zu, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten.
Und viele Reiche legten viel ein. 42 Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; das macht zusammen
einen Pfennig. 43 Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe
hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben. 44 Denn sie haben alle etwas von ihrem
Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte."


Mk 12, 41-44

Pagan

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#114 Beitrag von Pagan » 03.05.2014, 19:43

Schau mal minna, ich finde es äusserst bemühend, wenn gewisse Gläubige wie du immer wieder herausstreichen, wie humitär Christen doch angelblich sind. Sind sind es keinesfalls mehr als andere! Ethisch-humanitäres Verhalten war und ist keine genuin christliche Eigenschaft, und egal wie oft es auch behauptet wird, es wird deswegen keinen Deut richtiger. Wenn du nur die christliche Ethik als Mass der Dinge zu betonen meinst, darfst du dich über Opposition nicht wundern.

Ich betone es nochmals: Die Christenheit hat überhaupt keinen Grund, auf ihr ethisch-humanitäres Verhalten in der Vergangenheit stolz zu sein, die Geschichte bis auf den heutigen Tag bewiest nämlich nur allzu oft christliche Unmenschlichkeit. Wir müssen nicht in die schärzesten Kapitel (auch der Neuzeit) abtauchen, die Worte Tutus lassen schon sehr viel erahnen. Oder geh mal den hier KLICK! gelisteten Links nach und du siehst, wie's bereits vor der Haustüre um christlichen Humanismus bestellt ist.

Auch scheint mir, dass Jesus als "Arbeitgeber" gewiss nicht das war, was die Weichspüler unter den Gläubigen meinen. Diese seine Worte "Wer unter euch hat einen Knecht, der pflügt oder das Vieh weidet, und sagt ihm, wenn der vom Feld heimkommt: Komm gleich her und setz dich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir das Abendessen, schürze dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; danach sollst du auch essen und trinken? Dankt er etwa dem Knecht, dass er getan hat, was befohlen war? So auch ihr! Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren." deuten auf etwas ganz anders hin. Nicht umsonst weise ich immer wieder darauf hin, die Bibel doch ernsthaft und nicht einfach nur selektiv zur Kenntnis zu nehmen.


minna hat geschrieben:Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe
hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben. Denn sie haben alle etwas von ihrem
Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte."[/i]
Hast du dich allen Ernstes nie gefragt, was denn Jesus in diesen Gotteskasten gelegt hat????????? Er hat sich nicht mal sein täglich Brot selbst verdient, der liebe gute Wanderprediger hat sich zusammen mit seinen Jüngern doch viel lieber bedienen lassen, höchstwahrscheinlich sogar noch von Ärmsten der Armen.

Hermine Breithaupt

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#115 Beitrag von Hermine Breithaupt » 03.05.2014, 19:55

Ja, danke für den Link. Ich finde ihn auch interessant. Besonders unterstreichen kann ich dieses:

"...Die Fundamentalisten in jeder Religion - christliche, jüdische und muslimische - haben mehr miteinander gemeinsam als mit ihrer eigenen jeweiligen Religion. Ein christlicher Fundamentalist ist einem muslimischen Fundamentalisten ähnlicher als einem modernen aufgeschlossenen Christen..."

:wink:

Pagan

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#116 Beitrag von Pagan » 03.05.2014, 21:41

minna hat geschrieben:Zu Bill Gates:


http://www.livenet.ch/themen/gesellscha ... auben.html
Von christlichen Überzeugungen getrieben ist Bill Gates bestimmt nicht, ja kann man ihn überhaupt Christ nennen? Seine eigenen Worte zeigen viel eher einen Agnostiker.
Bill Gates in einem Interview mit PBS:
"In terms of doing things I take a fairly scientific approach to why things happen and how they happen. I don't know if there's a god or not, but I think religious principles are quite valid."

Und in einer Coverstory im Time Magazin:
"Just in terms of allocation of time resources, religion is not very efficient. There's a lot more I could be doing on a Sunday morning."

Christen waren schon immer gut darin, bekannte Persönlichkeiten als Christen oder wenigstens noch als Gläubige auszugeben, auch wenn es (wie schon mit Bibelworten) sehr selektiv ausgewählte und missinterpretierte Aussagen dieser Menschen dafür herhalten müssen, wie am Beispiel Einstein gut aufzuzeigen.

minna

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#117 Beitrag von minna » 03.05.2014, 21:47

Pagan hat geschrieben:Schau mal minna, ich finde es äusserst bemühend, wenn gewisse Gläubige wie du immer wieder herausstreichen, wie humitär Christen doch angelblich sind.

Hast du dich allen Ernstes nie gefragt, was denn Jesus in diesen Gotteskasten gelegt hat????????? Er hat sich nicht mal sein täglich Brot selbst verdient, der liebe gute Wanderprediger hat sich zusammen mit seinen Jüngern doch viel lieber bedienen lassen, höchstwahrscheinlich sogar noch von Ärmsten der Armen.

Herzelein, zeige mir bitte die Stellen, die Zitate von mir, die belegen, ich striche immer wieder heraus, wie angeblich
humanitär Christen "im Allgemeinen" doch wären.
Solche albernen Pauschalaussagen wirst Du nicht finden.
Im Gegenteil, ich habe mich immer wieder bemüht herauszustellen, dass meiner Meinung nach "ein Christsein" im Sinne
der uns überlieferten Botschaften der Bibel tatsächlich eher ein hartes Stück Arbeit bedeuten könnte.

Eben weil es nicht angenehm ist, eine, seine, eigene von Gott gegebene Verantwortung gegenüber dieser Schöpfung
zu erkennen und auch danach zu handeln. Dass es sehr viel einfacher und bequemer ist, die Verantwortung für jegliche
Missstände, Ungerechtigkeiten, für alle Grausamkeiten und Zerstörungen, sämtliches in der Welt existierende Elend ganz
einfach einem fernen Gott zuzuschieben. So ist man selber "aus der Nummer raus", fein nach dem Motto, was kann denn
ICH dafür? Was hat MEIN Konsumverhalten, mein Energieverbrauch, meine Gleichgültigkeit gegenüber allem, was mich nicht
ganz persönlich betrifft, von dem ich selber keinen unmittelbaren Nutzen habe, mit dieser fernen Welt, die langsam an
die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommt, zu tun?

Höhere Gewalt das alles ... ICH kann nix ändern, außer beim Anblick der Bilder entsetzlich hungernder Kinder festzustellen,
dass das letztlich, je nach Standpunkt, entweder ein Indiz für die Existenz eines "schrecklichen und bösartigen" Gottes
zu nehmen ist, oder aber der Hinweis auf das "nahende Ende der Welt", dem Bevorstehen des jüngsten Gerichts ist, der
deutliche Fingerzeig auf die anstehende "Heimholung der Brautgemeinde" nächstens.
Oder dass sämtliche Hoffnung auf die Existenz einer übergeordneten, unbegreiflichen, doch guten und gerechten Macht
nichts als gequirlter Quark ist.
In jedem Fall bewahrt ein derartiger Glaube oder Unglaube an einen lieben, bösen,
nichtvorhandenen Gott vor unangenehmen Gedanken darüber, welchen erweiterten Sinn das eigene Leben
hier in dieser Welt haben könnte und schiebt so bei Bedarf jede Eigenverantwortung, die über die eigenen vier Wände
hinaus geht, schlicht höheren Mächten zu und macht jeden Menschen zum Opfer angeblich unabänderlicher Zu- und
Umstände.
Eine solche Einstellung ist mir zu plump und zu eindimensional, egal von welcher Seite.
Übrigens vor allem für Christen.

minna

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#118 Beitrag von minna » 03.05.2014, 22:47

Pagan hat geschrieben:
minna hat geschrieben:Zu Bill Gates:


http://www.livenet.ch/themen/gesellscha ... auben.html
Von christlichen Überzeugungen getrieben ist Bill Gates bestimmt nicht, ja kann man ihn überhaupt Christ nennen? Seine eigenen Worte zeigen viel eher einen Agnostiker.
Bill Gates in einem Interview mit PBS:
"In terms of doing things I take a fairly scientific approach to why things happen and how they happen. I don't know if there's a god or not, but I think religious principles are quite valid."

Und in einer Coverstory im Time Magazin:
"Just in terms of allocation of time resources, religion is not very efficient. There's a lot more I could be doing on a Sunday morning."

Christen waren schon immer gut darin, bekannte Persönlichkeiten als Christen oder wenigstens noch als Gläubige auszugeben, auch wenn es (wie schon mit Bibelworten) sehr selektiv ausgewählte und missinterpretierte Aussagen dieser Menschen dafür herhalten müssen, wie am Beispiel Einstein gut aufzuzeigen.

Die tatsächlichen Überzeugungen von Bill Gates kenne ich nicht - ich habe ihn nie reden gehört.
Ich kann also nur Artikeln wie jenen oben, in dem persönliche Aussagen von Mr. Gates
wiedergegeben sein sollen, zur Kenntnis nehmen.

Albert Einstein hat nie von sich behauptet, er wäre gläubig in irgendeiner Religion verhaftet.
Er distanzierte sich von der Vorstellung eines personifizierten Gottes, meinte der Glaube an
Gottheiten, einen Gott, sei als ein evolutionär bedingter Vorgang im menschlichen Gehirn zu deuten.
Andererseits hat er sich mehrfach so und so begründet als religiös bezeichnet.
Einsteins Aussagen zum Thema können daher tatsächlich widersprüchlich interpretiert werden.

Oder ganz pragmatisch zu der allgemeinen Erkenntnis führen, dass der Mensch, obwohl der laut
Sigmund Freud nicht Herr im eigenen Haus sei, erstaunlicherweise dennoch in der Lage ist,
ist, von ihm ursprünglich gebildete vorhandene Meinungen, persönliche Erkenntnisse und
Glaubenssätze zu überdenken, weiterzuentwickeln, befähigt neue zu erwerben, alt zu verwerfen. :wink:


Zu Albert Einstein:

http://www.sueddeutsche.de/wissen/einst ... -1.1490997

Gedanken zu Sigmund Freuds Theorie zum "Herrn im eigenen Haus":

http://www.zeit.de/2006/09/F-Welzer_2fRoth

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Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#119 Beitrag von tosamasi » 04.05.2014, 11:22

minna hat geschrieben:
Höhere Gewalt das alles ... ICH kann nix ändern, außer beim Anblick der Bilder entsetzlich hungernder Kinder festzustellen, dass das letztlich, je nach Standpunkt, entweder ein Indiz für die Existenz eines "schrecklichen und bösartigen" Gottes zu nehmen ist, oder aber der Hinweis auf das "nahende Ende der Welt", dem Bevorstehen des jüngsten Gerichts ist, der
deutliche Fingerzeig auf die anstehende "Heimholung der Brautgemeinde" nächstens.
Oder dass sämtliche Hoffnung auf die Existenz einer übergeordneten, unbegreiflichen, doch guten und gerechten Macht
nichts als gequirlter Quark ist.
In jedem Fall bewahrt ein derartiger Glaube oder Unglaube an einen lieben, bösen, nichtvorhandenen Gott vor unangenehmen Gedanken darüber, welchen erweiterten Sinn das eigene Leben hier in dieser Welt haben könnte und schiebt so bei Bedarf jede Eigenverantwortung, die über die eigenen vier Wände hinaus geht, schlicht höheren Mächten zu und macht jeden Menschen zum Opfer angeblich unabänderlicher Zu- und
Umstände.
Eine solche Einstellung ist mir zu plump und zu eindimensional, egal von welcher Seite.
Übrigens vor allem für Christen.

Das Ende der Welt an Katastrophen festzumachen bedeutet, dass das Ende der Welt seit ihrem Anfang bevorsteht. Dazwischen liegen dann ein paar Milliarden Jahre.

Minna, ob Christ oder Andersgläubiger, eine ethische Verpflichtung sollte allen Menschen bewusst sein. Das Menschsein bedeutet Verstand und Gefühl, auch Mitgefühl. Und da gibt es sicher solche und solche, in jedem Land und in jeder Religion.

Wenn man die früheren Sitte betrachtet mit der Versklavung, der Rohheit anderen Menschen gegenüber, die sich heute weniger im allgemeinen Leben aber doch noch in speziellen Fällen zutragen, haben wir in der ethischen und humanitären Entwicklung doch etliche Entwicklungsschritte gemacht.
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
tosamasi

minna

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#120 Beitrag von minna » 04.05.2014, 13:29

Hallo tosamasie,

in dem von Dir zitierten Absatz meines Eintrags oben wollte ich einfach nur die stetigen Ausreden
derer skizzieren, die eine eigene ethische Verantwortung und Verpflichtung tatsächlich entweder nicht sehen oder
ablehnen, mit der Begründung "ICH als Einzelner kann sowieso nichts ändern - und es lohnt auch nicht, weil ja alle
Schuld an sämtlicher Misere bei Gott liegt, oder alle Katastrophen Fingerzeige auf das nahe Weltenende sind oder,
in guter Nak-Tradition, eben der Hinweis auf die Wiederkunft Jesu ... und , und, und.

Das alles entspricht nicht meinem Denken, jedoch höre ich öfters solche Argumentationen die man kurz so
zusammenfassen kann : da man nichts ändern kann ändere ich nichts und so ist alles egal und daher nach mir
die Sintflut.

Natürlich haben wir in der humanitären und ethischen Entwicklung große Fortschritte gemacht - jedenfalls dort, wo
die Lebensumstände, die sozialen Errungenschaften, innerhalb einer Gesellschaft ein solches Verhalten begünstigen
oder erst ermöglichen.
In weiten Teilen der Welt existieren derartige Voraussetzungen für ein ethisches Verhalten allerdings noch nicht.
Wie auch, wenn jeder jeden Tag für sich um das nackte Überleben kämpfen muss?
Da ist wenig Raum für Fürsorge und Mitgefühl und tätige Liebesdienste am Nächsten.
Mit guten Worten ist daran nichts zu ändern.
Genau diese Missstände zu beseitigen ist langfristig die Aufgabe derer, die dazu mit ihrer Stimme, Haltung, ihren
Handlungen und Handeln überhaupt in der Lage sind.

M.E. sollte wir uns hüten dem Irrtum aufzusitzen, dass alle unsere sozialen Errungenschaften zu unseren
unabänderlichen und selbstverständlich einzufordernden Rechten geworden sein könnten.
Unsere Zivilisation, unser humanes Verhalten kaschiert bisher nur als eine dünne Schicht unserer Steinzeit-
menschenseele.
Sollten sich die äußeren Umstände hier bei uns für einen Großteil der Menschen ohne Hoffnung
auf neuerliche Besserung ebenfalls drastisch verschlechtern, würden die Keulen ganz schnell wieder hervorgeholt.

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