Mehr Internet, weniger Glauben

Für Zweifler und andere gute Christen
Nachricht
Autor
minna

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#91 Beitrag von minna » 27.04.2014, 20:56

Klar, man kann "das Leben" auf eine biochemische Reaktion von Zellen und Materie, was weiß ich, ich bin kein Biologe, beschränken, damit erklären.
Aber was ist Leben, Bewusstsein? Was macht aus einem Klumpen Fleisch ein fühlendes, lebendiges Wesen?
Was?

Nie werde ich den schrecklichen Moment vergessen, als mein alter, todkranker Hund nach 14 Jahren eingeschläfert werden musste.
Ich habe ihn im Arm gehalten, als der Tierarzt die beiden Spritzen setze.
Es ging so unglaublich schnell -eben noch mein treuer Gefährte mit glänzenden, lebendigen Augen, die im Bruchteil einer Sekunde
nach der Injektion brachen. Zurück blieb ein lebloser Fellhaufen, ein Gegenstand.
Die biochemischen Abläufe des Unterschiedes zwischen Leben und Tod, alles logisch und haarklein zu erklären - nur nicht, was ist Leben?

tergram

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#92 Beitrag von tergram » 27.04.2014, 21:15

Bedenkenträger hat geschrieben:Welche biochemische Reaktion hat bloß diese "Wahnsinnstat" bewirkt?
Hier gibt es interessante Antworten: "Why Humans Cooperate" & "Experimenting With Social Norms" von Ensminger und Henrich, Oxford University Press.

Manuela

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#93 Beitrag von Manuela » 28.04.2014, 11:11

Ich war anwesend, als mein Vater starb. Ich fühlte mich in den Biologieunterricht versetzt, dachte an das vegetative Nervensystem. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, dass ein Engel angeflogen käme oder die Seele hochfliegen würde? Es ist schwierig, die biologische und die religiöse Seite des Todes miteinander in Einklang zu bringen ...

tergram

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#94 Beitrag von tergram » 28.04.2014, 17:43

Was daran liegen könnte, dass es nur die biologische Seite gibt. Im Leben und
beim sterben.

minna

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#95 Beitrag von minna » 28.04.2014, 19:13

Hm. Wäre das meine Überzeugung, so verbrächte ich keine Minute mit Gedanken über Gott und Glauben.
Wozu? Zeitverschwendung.
Schließlich lebe ich in keiner Kultur, die mir meine Art zu Leben, meinen Glauben, meine Denkrichtung und Überzeugung
weitestgehend vorschreibt.
Ich muss mich nicht aus freien Stücken mit für mich absurd klingenden Sachverhalten auseinandersetzen, die Vorstellung
das dauerhaft zu tun, ist mir genauso unbegreiflich wie der Gedanke, ich würde mich ernsthaft mit einem für mich nicht
vorhandenen Gott, mit kleinen, grünen Männchen oder dem fliegenden Spaghettimonster beschäftigen.
Es besteht ferner keinerlei Notwendigkeit, irgendwelche Massen hier in Europa vor christlichem Fundamentalismus oder
religiös -fanatisch motivierten christlichen Gruppierungen zu schützen.
Es besteht dahingehend kein tatsächlicher Handlungsbedarf. Die Hochzeit der Gurus und Sekten ist vorbei. Längst.
Fein, wenn man das auch endlich mal mitbekommt.
Das deutsche Durchschnittsleben ist weitestgehend religionsbereinigt.

Wer`s nicht glaubt, der sollte doch mal in seinem "normalen" Umfeld, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, im Bekanntenkreis,
bei Kursbesuchen, Partys oder sonstigen Treffen mit Menschen, die gerade nicht aus einem engsten Kreis von
ehemaligen/aktuellen/ Glaubens/Gemeindegeschwistern stammen, erwähnen, man besuche regelmäßig den Gottesdienst einer
der großen Konfessionen.
Ich habe mehrfach die Erfahrung gemacht, mich für solche nebenbei eingeworfenen Aussagen, selbst ohne jede
Absicht einer Diskussionsanregung, regelrecht rechtfertigen zu müssen, z.T. misstrauisch beäugt zu werden.
"Die geht in die Kirche! Nicht nur an Weihnachten Wie exotisch! Wow ... wie ungewöhnlich ... wirkt doch sonst
ganz realistisch ..."

Als junger Mensch musste ich mich immer wieder für die Zugehörigkeit zur Nak rechtfertigen, wurde teilweise "dumm"
angemacht. Für dieses angeblich tiefe "Leiden" schlägt mir manches Verständnis entgegen.
Heute, nachdem diese Zeiten lange hinter mir liegen, ich frei und freiwillig einen völlig anderen Glaubensweg
beschritten habe, den ich nicht einmal mit meinem Partner teile, nie jemals einem Kind vorgeschrieben habe,
kommen Schüsse, Angriffe aus ganz anderen Ecken. Dabei nicht zu leiden, passt nicht in aller Weltbild.
Ich soll mich schon wieder rechtfertigen, werde als naives Gehirnwäschenopfer dargestellt.

Das ist bei genauer Betrachtung übrigens ebenfalls Diskriminierung pur.

Manuela

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#96 Beitrag von Manuela » 29.04.2014, 10:36

@tergram:
Schon in der Bibel steht geschrieben, der Mensch sähe nur, was vor Augen ist (1. Buch Samuel, Kapitel 16, Vers 7). Die Augen sind aber nicht die einzigen Sinnesorgane des Menschen :arrow: http://www.matrixwissen.de/index.php?op ... 27&lang=de ...
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
(Antoine Marie Jean-Baptiste Roger Vicomte de Saint-Exupéry)

Querdenkermicha

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#97 Beitrag von Querdenkermicha » 30.04.2014, 17:48

minna hat geschrieben: [...] Als junger Mensch musste ich mich immer wieder für die Zugehörigkeit zur Nak rechtfertigen, wurde teilweise "dumm" angemacht. Für dieses angeblich tiefe "Leiden" schlägt mir manches Verständnis entgegen.
Heute, nachdem diese Zeiten lange hinter mir liegen, ich frei und freiwillig einen völlig anderen Glaubensweg
beschritten habe, den ich nicht einmal mit meinem Partner teile, nie jemals einem Kind vorgeschrieben habe,
kommen Schüsse, Angriffe aus ganz anderen Ecken. Dabei nicht zu leiden, passt nicht in aller Weltbild.
Ich soll mich schon wieder rechtfertigen, werde als naives Gehirnwäschenopfer dargestellt.

Das ist bei genauer Betrachtung übrigens ebenfalls Diskriminierung pur.
Hallo Minna,

ich würde eher sagen, viele religiöse Menschen neigen zu einer Art Selbstinfantilisierung (bitte völlig wertfrei verstehen!) angesichts der Komplexität der Welt und der von ihnen wahrgenommenen emotionalen Kälte ihrer sozialen Umwelt.
Du hast vollkommen recht, gegen den Trend der Säkularisierung zu schwimmen, kann ein Akt der Emanzipation sein (ebenso wie bspw. das religiös bedingte Tragen eines Kopftuchs).
Was mir nur Sorgen bereitet, ist die häufig vorgetragene Begründung für derart religiöses Denken/Verhalten, nämlich ein schlichtes "Gott will es so!" (keine Unterstellung dir gegenüber!)
Das verursacht bei mir eine Gänsehaut, weil ich diese Denke für zutiefst antiaufklärerisch und gefährlich halte.

Peer2

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#98 Beitrag von Peer2 » 01.05.2014, 21:11

Hallo Minna.

Ich sehe nicht, dass Jesu Christi irgendeine Religion gelehrt hat. Er lehrte seine Erkenntnis. Wer an Jesu glaubt und dabei ist es egal, ob Christ oder Jude, sich an das vorangestellte Ziel, welches Jesu den damaligen Aposteln angewiesen hat, verfolgt, wird dieses Ziel als festen Bestandteil seines Glaubens sehen und dann auch erreichen. Dazu bedarf es keiner Religion Christentum! Und schon gar nicht einer Religionsgemeinschaft, die sich Kirche nennen will.
Peer2

Benutzeravatar
Heidewolf
Beiträge: 1214
Registriert: 03.03.2009, 11:24
Wohnort: Zum Glück wieder auf der Suche.

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#99 Beitrag von Heidewolf » 01.05.2014, 21:17

Spannend ist doch, dass die Christen in China die Kulturrevolution gestärkt überstanden haben; und eine Institution Kirche kaum noch benötigen.
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.

Friedrich Rückert

Peer2

Re: Mehr Internet, weniger Glauben

#100 Beitrag von Peer2 » 01.05.2014, 21:25

Es ist immer wieder interessant, wie Menschen sich von der Institution Kirche beeinflussen lassen. Wenn die Chinesen das sich erarbeitet haben... Gratulation....

Antworten

Zurück zu „Glaubensfragen“