Zehn Millionen kleine Tode

Für Zweifler und andere gute Christen
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tergram

Zehn Millionen kleine Tode

#1 Beitrag von tergram » 23.01.2008, 08:04

Jeden Tag sterben nach Berechnungen von UNICEF weltweit weiterhin mehr als 26.000 Kinder unter fünf Jahren. Das sind im Jahr fast zehn Millionen. Die Kinder sterben vor allem an Komplikationen bei der Geburt, Lungenentzündung, Durchfall, Malaria, Masern und Aids, teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in seinem Jahresbericht zur weltweiten Lage der Kinder mit.
Weiterlesen unter: http://www.n-tv.de/907578.html

Ihr Lieben,

dieser Artikel und ähnliche zum Thema sind schwer verdaulich - trotzdem sollte man sich ihn "antun". Weil er unsere Welt beschreibt: So grausam und ungerecht, wie sie ist. Und weil er uns schmerzhaft an unsere Verantwortung für diese Welt erinnert. Diese Welt ist die Welt, die wir geschaffen haben, die wir zugelassen haben.

Ich vermisse schmerzlich den täglichen Aufschrei aller Kirchen angesichts der tiefen Ungerechtigkeit, angesichts des millionenfachen Elends.

Es widert mich an, von führenden Kirchenvertretern immer wieder zu hören, dass sie sich insbesondere um die Sexualmoral des Einzelnen zu sorgen scheinen und ihre Engergie darauf verschwenden, erwachsenen Menschen detaillierte Vorschriften für ihr Sexualleben zu machen.

Ich vermisse alle christlichen Kirchen als Mahner und Warner, als laut vernehmbare und unbequeme Wächter. So unbequem, wie der Zimmermannssohn aus Nazareth...
Zuletzt geändert von tergram am 23.01.2008, 09:43, insgesamt 1-mal geändert.

Engelchen

#2 Beitrag von Engelchen » 23.01.2008, 09:15

Liebe Tergram,
vielen Dank für den Link.
Die Bilderserien dazu sollte man sich unbedingt ansehen.
Afghanistan und Afrika haben mich besonders berührt.
Meine afghanische Freundin konnte nach über 20 Jahren zum erstenmal wieder in ihre Heimat reisen. Ihre Berichte sind schockierend. Deutsche Soldaten die dort stationiert waren berichteten mir auch vieles.

Hinsehen nicht wegsehen lautet die Devise!

Das sollte man aber auch im täglichen Leben praktizieren. Am besten man fängt mit dem Nachbarn der Hilfe benötigt an.

Die Not vieler Kinder auch hier in unserem "reichen" Deutschland ist teilweise
kaum zu überbieten.

Danke nochmals
Engelchen

Tatyana

#3 Beitrag von Tatyana » 23.01.2008, 09:43

Ich habe die Zahlen gestern abend in den Nachrichten gehört. Ein einfaches Moskitonetz kann ein Kinderleben retten. Aber auch dafür müssen erst mal Geld und auch Bewußtsein vorhanden sein. Genauso, wie für sauberes Wasser, Bildung, etc. Dummerweise ist die Liste dessen, was fehlt, verdammt lang. Wenn man sich überlegt, was für den Preis einer einzigen Schachtel Zigaretten, einer Monatsration Katzen- oder Hundefutter alles geleistet werden könnte...wird es aber nicht. Und auch nicht für die Millionen, die eine Luxusjacht, ein neues Superauto oder sonstwas kosten. Warum?

Nein, Tergram, ich denke, dazu bräuchte es keine Kirchen. Sollte es zumindest nicht. Ein wenig Menschlichkeit sollte genügen. Tut es aber auch nicht. Wie sehr häufen sich in den letzten Monaten und Jahren Berichte über Kinder, die hierzulande, genau vor unserer Haustür, gequält werden, verhungern, verdursten...immer mehr Schulen und Kindergärten berichten, daß Kinder dort morgens ohne Frühstück auftauchen, auch nichts mithaben, im Winter mit Sandalen gehen müssen, etc. Da reicht anscheinend schon die Liebe der Eltern für die eigenen Kinder nicht aus, wie soll man sich da noch Gedanken um fremdes Elend machen?

Die Welt könnte ein so schöner und viel besserer Ort sein. Ich weiß bloß nicht, wie...

tergram

#4 Beitrag von tergram » 23.01.2008, 09:50

Ja Tatyana,

es sollte "dafür" keine Kirchen brauchen.

Aber die Realität zeigt, dass es eben eine von der Macht aus Wirtschaft und Politik unabhängige Instanz braucht, die immer und immer wieder laut und vernehmbar anprangert, was angeprangert gehört.

Ob in Köln oder Kalkutta.

Eine moralische Instanz, die sich denen besonders verpflichtet fühlt, die die Aussätzigen/Ausgestossenen unserer Zeit sind.

Eine Instanz, die sich nicht davor fürchtet, den Reichen und Mächtigen dieser Erde auf die Füße zu treten.

Eine Instanz, die "Weltgewissen" verkörpert. Und die uns diese schrecklichen Bilder so lange penetrant vorhält, bis wir alle endlich das Wesentliche begreifen:

Wir dürfen nicht unseren Wohlstand auf dem Elend Anderer begründen und uns Christen nennen. Unser Weltwirtschaftssystem fußt auf der Ausbeutung derer, die ohnehin nichts haben. Wir schützen unsere Wirtschaft mit hohen Importzöllen und verhindern, dass die Entwicklungsländer ihre Produkte zu marktgerechten Preisen an uns verkaufen können. Wir steuern die Märkte und die Preise. Wir achten nicht genug darauf, woher Produkte stammen und unter welchen Bedingungen sie hergestellt wurden. Wir sind verantwortlich - und können nicht einmal behaupten, wir hätten es nicht besser gewusst.

Gott wird uns nach meiner Erkenntnis nicht anhand unserer kleinen Sündhaftigkeiten des Alltags messen oder dran, wie gut wir die Regeln eingehalten haben, die Kirchen uns auferlegten, sondern daran, was wir im Sinne Jesu für Andere getan haben. Da geht es zunächst nicht um fromme Sprüche, schöne Gesänge und ergreifende Predigten, sondern um sauberes Wasser, regelmäßige Nahrung und ein einfaches Dach über dem Kopf.

Lobo

#5 Beitrag von Lobo » 23.01.2008, 10:06

tergram hat geschrieben:
...es sollte "dafür" keine Kirchen brauchen...
Aber ohne "die" Kirchen wäre die Not noch größer.

Hilfsangebote z.B.:

NAK karitativ

MISEREOR

Brot für die Welt

filippo

#6 Beitrag von filippo » 23.01.2008, 10:08

Just den Gedanken hatte ich auch grade .... siehe auch hier:

http://www.franziskanermission.de/

tergram

#7 Beitrag von tergram » 23.01.2008, 10:15

Ja, aber unsere gutgemeinten Spenden und das Engagement derer, die diese in konkrete Hilfsleistungen umsetzen, dürfen nicht "alles" sein.

Mit unseren Spenden kommen wir aus der Verantwortung für "das Ganze" nicht heraus - besonders nicht als Christen. Und wir sollten uns davor hüten, mit einer Spendenquittung unser Gewissen zu beruhigen.

filippo

#8 Beitrag von filippo » 23.01.2008, 10:22

Tergram, ich kann jetzt nur für mich persönlich sprechen. Aber wenn ich persönlich etwas spende oder selber aktiv meine Freizeit opfere, um z.B. beim Obdachlosenfrühstück ehrenamtlich zu helfen .... dann tue ich persönlich das, weil mir diese Menschen etwas bedeuten und es zumindest mir persönlich ein echtes Anliegen ist zu helfen, nicht um mein "Gewissen zu beruhigen".
Sorry

Tatyana

#9 Beitrag von Tatyana » 23.01.2008, 10:26

Ja, Tergram, alles schön und gut. Aber, was können wir tun ?
Nicht jeder von uns kann nach Afrika oder sonstwo reisen und sein Leben in den Dienst der Armen stellen. Und versuchte ich, nur das einzukaufen, wofür andere Menschen dann einen fairen Preis bekommen, hungerten dafür meine eigenen Kinder. So weit geht meine Liebe zu denen, die zugegebenermaßen noch weniger haben als ich, dann doch nicht. Meine Kinder kommen immer noch zuerst. Unchristlich? Keine Ahnung. Pragmatisch vielleicht.

"Die Kirchen" als Gewissen? Nein, das haben wir schön selber. Jeder von uns. Jeder einzelne Politiker und jeder, der nur an sich selbst und seinen Gewinn denkt. Jeder hat eins. Nur hört der eine mehr drauf, der andere weniger.

Engelchen

#10 Beitrag von Engelchen » 23.01.2008, 10:42

http://www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/index.php

Habe gerade einmal auf den Seiten gestöbert.
Tolle Projekte.

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