Liebe Lory,
neulich saß ich lange in einer lockeren, gemütlichen Runde mit einigen Leuten zusammen. Mit der Gemütlichkeit
war es dann irgendwann vorbei,als eine Diskussion um das Thema"Liebe" entbrannte.Hier offenbarten sich völlig
unterschiedliche Wahrnehmungen, Meinungen und Ansichten dazu.Einige der Leute vertraten die Ansicht, Liebe
sei eine "Himmelsmacht", die Königin aller Emotionen.Andere reagierten belustigt, meinten, das seien zuckerrosa
"Kleinmädchenüberzeugungen", es gäbe in Wahrheit keine "Liebe".Jede liebevolle, selbst scheinbar selbstlose
Handlung diene im Grunde zu nichts weiter als der Befriedigung eigener bewusster oder auch unbewusster Impulse
des Handelnden.
Selbstlose Liebe sei demnach eine Illusion, denn sogar die Liebe zum eigenen Kind sei ja oft an tausend Vorstellungen
und Bedingungen der Eltern geknüpft. Sie bestimmen wie das Kind zu sein habe und degradieren es damit eigentlich zu
einem Objekt elterlicher Eigenliebe. Das Kind als eine Art eines "verlängerten Selbst" des Elternteils, das nicht bedingungslos
als eine unabhängige Person geliebt und respektiert werde wie es ist, sondern für das, was es zu sein hat. Dieser
Mechanismus werde oft nicht sichtbar - weil sich Kinder unglaublich flexibel und häufig dauerhaft elterlichen Vorstellungen
anpassen könnten.
(Wobei mich innerhalb diesen Erklärungsversuches es gäbe keine Liebe, die Annahme der Existenz einer "Selbstliebe"
irritierte ...)
Ein Gast verwies als Gegenargument auf das Beispiel einer den meisten in der Runde bekannten Frau, die ihren sehr kranken
Partner monatelang aufopferungsvoll pflegte und diese unglaubliche Anstrengung schlicht mit Liebe erklärt hatte.
Auch ihr wurde von den Emotionsskeptikern verdeckter Egoismus unterstellt. Man dürfe schließlich nicht vergessen, der Partner
der Bekannten war in seinen guten Zeiten nicht der treuste Mann gewesen.Als Kranker "gehörte" er endlich ihr ... Wer die Frau,
den Mann, beide zusammen besser kennt, kannte weiß, das ist großer Unsinn. Abgesehen davon geht nicht jeder mit
seinem "Besitz" autmatisch liebevoll um, schon gar nicht, wenn er "endlich" hilflos ausgeliefert ist ...
Eine weitere Gruppe meinte, eben genau dieses Paar sei ein Beispiel wirklicher Liebe. Sie sei seltener real als gedacht und zeige
sich eher im Stillen.
Ich kann die ganze Diskussion natürlich nur ganz grob und verkürzt andeuten.Jede Gruppe hatte für ihre Ansicht treffende
Argumente, tausend Beispiele dafür, wie Liebe verraten und missbraucht wird, wie "Liebe" sogar zu Hass, Unterdrückung, Tod
und Elend führen kann. Wie oft sich Liebe im Gegenteil unspektakulär, dennoch fest und stabil zeigt.Und wie großartig und
heilsam Liebe sein oder werden kann. Liebe als unerklärliches Wunder.
Alle Argumente hatten einen nachvollziehbaren Kern, aber keines überzeugte mit völliger Logik.
Und jetzt frage ich Dich: glaubst Du an Liebe?
Wenn ja, beweise mir, dass es sie gibt. Niemand hat sie gesehen, es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis für ihre Existenz.
Wenn Du nicht an Liebe glaubst, beweise mir, dass es sie nicht gibt.
Niemand hat sie gesehen, es gibt keinen wissenschaftlich fundierten Beweis für ihre Nichtexistenz ...