Wer ist im GD der sprechende Mund Gottes...?

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Andreas Ponto
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Re: Wer ist im GD der sprechende Mund Gottes...?

#11 Beitrag von Andreas Ponto » 02.07.2012, 06:46

Loreley 61 hat geschrieben:... Wäre es anders, wenn eine theologische Grundbildung bei allen vorhanden wäre? Ich könnte mir zumindest vorstellen, dass dann die Kirchenbänke noch leerer wären.
....
Und ich könnte mir, abhängig von der theologischen Grundausrichtung, das Gegenteil vorstellen.

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Loreley 61
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Re: Wer ist im GD der sprechende Mund Gottes...?

#12 Beitrag von Loreley 61 » 02.07.2012, 08:01

alles ist möglich. Bei mir führte es allerdings vom Glauben weg. Nicht nur die Erkenntnisse der Bibelforschung, sondern auch das beharrliche Schweigen der Pfarrer und Pfarrerinnen über Gelerntes im Theologiestudium. So als könnten sie das den Gläubigen nicht zumuten. Und genau so wird es auch sein - sie fürchten die Wahrheit könnte zu noch leereren Kichenbänken führen.
"Seit mehr als hundert Jahren gibt es die historisch-kritische Theologie. Aber deren Erkenntnisse werden nicht beachtet. Das würde die gerne zitierten “geistlich Armen” beleidigen. Wenn diese Frömmsten der Frommen erfahren würden, wie brüchig die Fundamente ihres Glaubens sind, dann würden auch noch diese letzten Kirchgänger fortbleiben. [...]


Nur einzelne forschende Theologen wehren sich öffentlich gegen den schlichten Kirchenglauben."
Süddeutsche Zeitung (13. November 2009, Der Außenseiter Vernunft. In der Amtskirche bleibt die kritische Theologie unerwünscht, Feuilleton, Martin Urban, Süddeutsche Zeitung Nr.262, 13. November 2009 , Seite 13)


"Die Kirche lebt praktisch davon, dass die Ergebnisse der wissenschaftlichen Leben-Jesu-Forschung in ihr nicht publik sind."
Prof. Dr. Hans Conzelmann (1959, Neutestamentler, "Zeitschrift für Theologie und Kirche", Jahrgang 56, 1959, Beiheft 1)

LG, Lory
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Andreas Ponto
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Re: Wer ist im GD der sprechende Mund Gottes...?

#13 Beitrag von Andreas Ponto » 02.07.2012, 08:09

In meiner aktuellen Ausbildung zum Prädikanten, in den Büchern, die ich lese und in den Gesprächen mit meinem Mentor, einem Pfarrer i.R., erlebe ich das Gegenteil.

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Loreley 61
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Re: Wer ist im GD der sprechende Mund Gottes...?

#14 Beitrag von Loreley 61 » 02.07.2012, 09:15

"Die kirchliche Rede wird durch die entmythologisierte Theologie seltsam doppelzüngig."

"Da bekennt die Gemeinde jeden Sonntag in der Kirche» an Jesus Christus zu glauben, Gottes eingeborenen Sohn,,.. empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, ...am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel und so weiter,

und die Oma und der Bauer verstehen diese Worte weiterhin so, wie man sie achtzehnhundert Jahre lang in der Kirche verstanden hat, nämlich im Wortsinn, während der Pfarrer, die Theologen, Philosophen und Gebildeten bei diesen Worten einander unsichtbar zuzwinkern und signalisieren: Wir Eingeweihten wissen schon, wie wir das alles richtig zu verstehen haben, nicht wahr?"
Christian Nürnberger (November 2007, Journalist - "Atheistisch an Gott glauben", Jesus für Zweifler, Seite 170)

"Es ist verwunderlich, dass man sich bisher die Unvermeidbarkeit des Konflikts zwischen der herrschenden Theologie und der Gemeindefrömmigkeit kaum klargemacht hat."
Pfarrer Dr. Reinhold Lindner (1971, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Information Nr. 45 Stuttgart III/1971, Streit in der Kirche, Seite 5)

centaurea, natürlich wirst du auch das Gegenteil finden. Doch frage mal einfache Gemeindemitglieder ob sie auch nur mit dem Begriff: Historisch-Kritische-Bibelexegese etwas anfangen können, oder mit dem Namen Rudolf Bultmann. Das dein Pfarrer das kann, ist klar. Hat er in seinen Predigten denn jemals die Gemeindemitglieder über die Erkenntnisse der Bibelforschung aufgeklärt? Hat er ihnen (Oma Mayer und Opa Schmitt) gesagt, was er selbst im Theologiestudium gelernt hat? Wenn ich einen guten Katholiken frage, ob er weiß, dass seine Kirche 1996 die Evolutionstheorie anerkannt hat, kommt oft ein ungläubiges Staunen. Habe ich echt schon erlebt. Auch da wissen die einfachen Gläubigen wenig. Wie ist es mir denn selbst ergangen? Als ich merkte, dass man mir fast 45 jahre ein X für ein U vorgemacht hat und ich selbst begann, mich für Theologie zu interressieren, nachforschte, wie denn nun die Bibel richtig zu verstehen ist, merkte ich bald, dass da nicht mehr viel von übrig bleibt - dank Bibelforschung. Und dann soll ich mir die ganzen Mythen im GD auch noch anhören? Die Entmythologisierung, wäre sie inhaltlich jedem Gläubigen bekannt, würde vielfach Bestürzung hervorrufen - so auch bei mir. Aber es ist gut, dass es sie gibt - es öffnet einem die Augen dafür, wie der Klerus uns Jahrhundertelang an der Nase herumgeführt hat. Ja! Schon viele Jahrhunderte lang:

Die Erkenntnis, dass nicht alles in der Bibel für bare Münze zu nehmen ist, die ist natürlich nicht wirklich neu. Schon Papst Leo X. (1475-1521) bekannte: "Wieviel dieses Märchen von Christus uns und den Unseren genützt hat, ist allbekannt."

LG, Lory

PS. Schau dich mal auf folgender Seite mit vielen Originalzitaten bekannter Theologen um - sehr zu empfehlen:

http://www.fundamentalismusdebatte.de/hkm/
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Re: Wer ist im GD der sprechende Mund Gottes...?

#15 Beitrag von Andreas Ponto » 02.07.2012, 09:50

Lory,

wer kann hier wem etwas vormachen? Redet nicht jeder von dem wo er meint davon überzeugt zu sein?

Weisst du warum so viele in die evangelikalen und charismatischen Richtungen rennen? Weil sie das nicht hören wollen.
Auch nicht, wenn es von einer offenen und aufgeklärten Evangelischen Landeskirche kommt.
Sie wollen nicht hören, dass die Bibel zu interpretieren ist und dass die Warheit in der Diskussion gesucht werden muss.
Sie wollen sich nicht einlassen auf die Auseinandersetzung und das immer neu Antwort finden.

Es ist nicht lange her, da hab ich ein sehr intensives Gespräch darüber gehabt, wie man Jugendlichen den Glauben nahebringen kann. Und da wurde mir von Laien gesagt, dass die Kirche lüge, weil sie die Bibel in Zweifel ziehe und die Schrift nicht wörtlich nehme, weil sie diese interpretiere und relativiere. Deswegen gehen diese Leute jetzt in eine Freikirche. Und davon kenne ich viele. Sie wollen nicht aufgeklärt werden. Sie lieben die einfache Antwort. Die "wörtliche" Schrift. Was auch immer das sein soll.

Ich habe den Eindruck, dass du auch die einfache Antwort liebst. Die haben mich angelogen, für dumm verkauft, darum ist das alles nichts und darum muss ich mich damit auch nicht mehr beschäftigen. Darum ist daran nichts wahr.

Vielleicht täusche ich mich. Aber ich wundere mich über deinen Eifer Leuten wie mir den Glauben und den Gottesdienst absprechen zu wollen. Das ist zumindest mein Eindruck.

Jeder sollte seinen Weg suchen und gehen. Da wird es viele Irrungen und Wirrungen geben. Und auch Theologen und Pfarrern muss man zugestehen, dass sie Zweifel haben und diesen äussern. Nur dann bleibt man auf der Suche.

Die die sagen, sie hätten es gefunden oder ergründet und würden jetzt die Wahrheit besitzen, haben diese wahrscheinlich verloren.
Egal aus welchem Lager.

LG

Andreas

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Loreley 61
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Re: Wer ist im GD der sprechende Mund Gottes...?

#16 Beitrag von Loreley 61 » 02.07.2012, 10:10

Nee, ich will niemanden überzeugen - ich bekunde nur meine höchst eigene Meinung. Und einfache Antworten habe ich nicht gesucht und auch nicht gefunden. Sondern mir sowohl diese, als auch jene (konservative und auch progressive Bibelauslegung) Richtung angehört/gelesen. Dann habe ich für mich entschieden - und zwar unter Hinzuziehung des Verstandes und meines Schulwissens. Was klingt logischer, nachvollziehbarer...usw. Leider ist es tatsächlich so, dass dann viele ins evangelikale Lager überwechseln, weil sie der Wahrheit (nach meiner Erkenntnis) nicht ins Antlitz schauen wollen. Oder sie werden vielleicht zu Atheisten. Ich selbst bin spiritueller geworden, glaube an Gott - aber nicht an die Kirche. Doch wie ich schon mehrfach sagte: Es soll jeder nach seiner Fason selig werden. Nur sollte ein Forum auch Raum für unterschiedliche Standpunkte bieten und jeder sollte sie benennen dürfen - ohne das unterstellt wird, man wolle andere in irgendeiner Weise missionieren, oder vom "wahren" Glauben abbringen.

LG, Lory
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abendstern_
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Re: Wer ist im GD der sprechende Mund Gottes...?

#17 Beitrag von abendstern_ » 02.07.2012, 12:22

Danke für den letzten Beitrag Centaurea, das spricht mir aus dem Herzen. Genau so sehe ich es auch.

Liebe Lory, ich glaube du unterschätzt viele Kirchgänger ein wenig. Zumindest in meiner Gemeinde herrscht diesbezüglich eine große Offenheit. Wir wissen, dass wir nicht viel wissen und immer wieder neu den Austausch suchen müssen. Hinter vielen herkömmlichen Glaubensinhalten stehen bei mir auch viele Fragezeichen, aber ich schütte deswegen nicht das Kind mit dem Bad aus. Natürlich gibt es auch in meiner Gemeinde die Frömmigkeit, die Centaurea beschreibt, ich denke, Menschen die klare Linien brauchen, die sich immer wieder einreden müssen, dass sie gerettet sind, weil sie sonst nicht sicher leben könnten, brauchen ein System, in dem sie klare Schranken fürs Tun, Denken und Handeln haben. Ich habe erst kürzlich eine Predig erlebt, die sich gewaschen hatte von einem Pastor einer Bibelschule. Seitdem weiß ich wieder genau, was ich nicht brauche und was mir nicht gut tut.

Auch in der Kirche kann man als freidenkender Mensch durchaus seinen Platz finden.

Cerebron

Re: Wer ist im GD der sprechende Mund Gottes...?

#18 Beitrag von Cerebron » 02.07.2012, 13:17

zum Eingangsbeitrag

vgl. Karl Barth, Kirchliche Dogmatik I/2. Die Lehre vom Wort Gottes
In Jesus Christus ist das Wunder geschehen, das geschehen muss, damit der Mensch das Wort Gottes verkündigen kann. Durch seine Auferstehung ist aus der ganzen menschlichen Unmöglichkeit, das Wort Gottes zu reden, „die neue Möglichkeit des Menschen“ geworden. In der Kraft seines Heiligen Geistes hat er sie auf seine Propheten und Apostel übertragen und durch deren Zeugnis auch auf die Kirche. Wie könnte es eigentlich anders beschaffen sein um die kirchliche Verkündigung, wenn doch die Kirche Leib Christi ist? Die schlichte Tatsache dass Jesus Christus Grund und Anfang der Kirche ist, macht die Menschen als getaufte Mitglieder der Kirche „zu Trägern, zu Sprechern des Wortes Gottes“.

und, eben derselbe:
Es geht also in der Predigt darum, „dem Worte Gottes ein möglichst sauberer Spiegel zu sein, ein möglichst klares Echo zu geben.“

Gruß,
C.E.

Maximin

Re: Wer ist im GD der sprechende Mund Gottes...?

#19 Beitrag von Maximin » 02.07.2012, 13:37

: ) Lieben Freunde,
nach den schweren Gewittern über Brandenburg und Berlin war ich zwei Tage lang vom Internet ausgeschlossen. Diese Erfahrung hat mir etwas vermittelt...!

Na gut! Nun bin ich ja wieder auf der „Wiese“ und kann wieder mitspielen. Mitspielen? Ist das hier „Mitmachen“ wirklich nur ein virtuelles Spiel? Wie dem auch sei. Manchmal habe ich allerdings schon den Eindruck, dass einige wenige unter uns leider nur herumspielen, und das ist eigentlich sehr schade.

Meine Eingangsfrage war: „Wer ist im GD der sprechende Mund Gottes...?“ Wenn ich über diese Formulierung intensiver nachgedacht habe, denn neige ich inzwischen dazu, sie umzuformulieren. Warum dieser Sinneswandel...?

Seht einmal, Eure Beiträge haben sich, aus welchen Gründen auch immer, von der von mir erstellten Eingangsfrage entfernt. Ist ja auch völlig normal in so einer virtuellen Veranstaltung wie hier im GF 24. Warum aber nur ist das wiederholt und regelmäßig so?

Wer von Euch jemals zwischen den Blumen gestanden hat und den Predigtdienst ausführen musste, der sollte doch auch hier in der Lage sein, darüber Auskunft zu geben, ob er sich dabei als der sprechenden Mund Gottes gesehen oder erlebt hat. Zu viel verlangt…?

Liebe Grüße, landauf und landab, vom Maximin :wink:

Maximin

Re: Wer ist im GD der sprechende Mund Gottes...?

#20 Beitrag von Maximin » 02.07.2012, 13:50

... möglichst klar, für jermann in den Reihen, aber stets nach dem augenblicklichen Erkenntnisstand des Wortverkündigers und dem, der der Wortverkündigung bereitwillig folgt, aber mit dem Vorbehalt, ob die Wortverkündigung mit den hl. Schriften übereinstimmt (sola skriptura...!)
Maximin + + +

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