BEGEGNUNG MIT TOTEN….?

Für Zweifler und andere gute Christen
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Maximin

BEGEGNUNG MIT TOTEN….?

#1 Beitrag von Maximin » 03.03.2011, 12:53

Teil 1: Jakob Rosenberg

Lieben Freunde,
ein heikles Thema, zumal für einen ehemaligen Neuapostolischen Seelsorger, der von Kindesbeinen an ein großes Problem mit den sogenannten Entschlafenen-Gottesdiensten hatte. Und damit in der Eile keine Missverständnisse aufkommen: „Tote können uns nicht begegnen. Höchstens das, was von einem verstorbenen Menschen übriggeblieben ist.“

Ich halte es für eine Christenpflicht der Verstorbenen zu gedenken, ihr Andenken zu bewahren und für sie zu beten. Nicht mehr aber eben auch nicht weniger. Wenn man auf der B 96 von Berlin nach Süden fährt, dann kommt man an Wünsdorf vorbei. Von 1939 bis 1945 war dort das Oberkommando des Heeres (OKH) sowie das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht (OKW) untergebracht. In den letzten Kriegstagen ein heiß umkämpftes Gebiet. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCnsdorf

Weitere 20 km südlich stößt man auf einen Ehrenfriedhof, auf dem viele gefallene Soldaten der russischen Armee beerdigt sind. Normalerweise betrete ich einen Friedhof nur dann, wenn ich unbedingt muss. In diesem Fall musste ich. Beim Vorbeigehen an den gepflegten Grabstellen fiel mir eine der bronzenen Gedenktafeln besonders auf. Meine bescheidenen Russischkenntnisse erlaubten mir die Aufschrift zu entziffern: „Jakob Rosenberg, Leutnant, gefallen März 1945.“

Jakob Rosenberg deutete auf eine jüdische Abstammung hin. Ich sprach ein kurzes Totengebet, legte, wie es jüdische Tradition ist, einen kleinen Stein auf die Grabplatte und ging nachdenklich meines Weges aber das Nachdenken über Jakob Rosenbergs Schicksal ging mit mir mit.

Bis heute habe ich seinen Namen nicht vergessen. Denn etwas verbindet uns. Als dieser Mann 1945 im Kampf um Berlin sein Leben verlor wurde ich, 4 Monate später, im zertrümmerten Berlin geboren.

Warum erzähle ich Euch das? Es geht mir darum, insbesondere den jüngeren Leuten unter Euch darüber zu berichten, was die Neuapostolische Sonderlehre (Entschlafenen-Gottesdienste) mit Kindern und Jugendlichen machen kann, wie sehr sie auch nach vielen Jahren nachwirkt und wie verheerend sie ein gesundes Verhältnis zum Gedenken an die Entschlafenen beschädigen kann.

Liebe Grüße, landauf und landab, vom alten Maximin :wink:

(Fortsetzung folgt)
Zuletzt geändert von Maximin am 03.03.2011, 18:49, insgesamt 3-mal geändert.

Maximin

Re: BEGEGNUNG MIT TOTEN….?

#2 Beitrag von Maximin » 03.03.2011, 14:29

Teil 2: Totengedenken

:wink: Lieben Freunde,
Jahre später hielt ich mich im November in einem kleinen Städtchen in Ostbayern auf. Am 2. November (Allerseelen – vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Allerseelen ) versammelte sich die Einwohnerschaft auf dem Friedhof, jeder an der Grabstelle verstorbener Familienangehöriger. Der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr spielte tragende Lieder, der römisch-katholische Stadtpfarrer sprach ein Gebet, ging von Grab zu Grab und versprühte Weihwasser.

Nun war da, in einer hintersten Ecke des Friedhofes, eine schlichte und ungepflegte Grabstelle neben der niemand stand. Noch während der Stadtpfarrer seine Runde machte ging ich an diesen Platz und sprach ein stilles Totengebet. Kein trauriges, sondern, im Aufblick zu unserem Heiland, ein fröhliches, ein zuversichtliches. Vielleicht habe ich dabei sogar ein wenig gelächelt. Während ich da noch so betete ging der Stadtpfarrer vorbei und ich bekam eine gehörige Portion Weihwasser ins Gesicht. Ja, die Grabstelle hat auch etwas Weihwasser abbekommen. Wahrscheinlich seit langem das erste, das nicht vom Himmel geregnet war.

Johannes Brahms hat ein Deutsches Requiem (vgl. http://www.youtube.com/watch?v=q8aiNNvH1i4 ) nach Worten der Heiligen Schrift hinterlassen. Hier einige wenige Textauszüge:

•Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. (Matthäus 5,4)“

•Denn alles Fleisch, es ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blumen. Das Gras ist verdorret und die Blume abgefallen. (1. Petrus 1, 24)

•Die Erlöseten des Herrn werden wiederkommen, und gen Zion kommen mit Jauchzen; Freude, ewige Freude, wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird weg müssen. (Jesaja 35, 10)

Liebe grüße, landaus und landab, vom alten Maximin :wink:

(Fortsetzung Teil 3)
Zuletzt geändert von Maximin am 03.03.2011, 19:14, insgesamt 3-mal geändert.

Maximin

Re: BEGEGNUNG MIT TOTEN….?

#3 Beitrag von Maximin » 03.03.2011, 18:33

Teil 3: Totenkulte oder Erlösungshandlungen durch Menschen?

:wink: Lieben Freunde,
wer sich ein wenig mit der Menschheitsgeschichte beschäftigt hat der weiß, dass sich alle Kulturen mit der Endlichkeit der menschlichen Existenz auseinandergesetzt und dabei die unterschiedlichsten Totenkulte ausgebildet haben. Worum es mir bei meinen Beiträgen geht ist ein kritischer Blick auf die neuapostolische Sonderlehre, die Bedeutung der sogenannten „Entschlafenen-Gottesdienste.“

Die großen beiden christlichen Kirchen lehnen die diesbezügliche Sonderlehre der NAK als unbiblisch ab. Zu Recht wie ich finde. Die NAK hat hierfür eine Vokabel erfunden: „Entschlafenenwesen“. Eine für mich grausige Wortschöpfung.

Bis weit in die 50er Jahren war es Kindern nicht gestattet, an den Entschlafenen-Gottesdiensten teilzunehmen. Herrlich für uns Kinder. Man durfte daheim bleiben und stattdessen mit großen Vergnügen den Kinderfunk im RIAS-Berlin mit „Onkel Tobias“ anhören.

Irgendwann war dann aber Schluss mit Lustig. Ich erinnere mich an einen meiner ersten Entschlafenen-Gottesdienste. Da wurde gepredigt, dass wir alle nun für die noch unerlösten Seelen eine feste Brücke bilden müssten, damit die aus ihren Finsternissen in den Frieden Gottes hinüber geleitet werden können.

Gut, ein Stückchen dieser Brücke wollte ich gerne auch sein. Die Bedeutung des neuapostolischen Entschlafenen-Gottesdienstes begriff ich damals noch nicht. Es hieß, dass nun der Stammapostel Kraft seines Amtes die Tore zu den Gefängnissen der Verstorbenen vorübergehend aufschließen würde, die so Freigelassenen zum Apostelaltar eingeladen sind, um dort die Sakramente (Wassertaufe, Geistestaufe, Sündenvergebung und Abendmahl) zu empfangen, um so endgültig frei zu werden.

Als es zum Überleitungsgebet kam beschlichen mich damals erste diffuse Ängste. Werde ich wirklich ein tragbares Teil dieser Brücke sein können? Nach dem Gottesdienst fragte ich meinen Evangelisten-Vater: „Papa, was ist da wirklich passiert?“ Papa hat versucht, mir die Sache kindergerecht zu erklären. Auf´s erste gesehen habe ich das verstanden. Langfristig stellten sich mir jedoch zunehmend neue, schwerwiegendere Fragen. So wurden aus Fragen Zweifel und aus Zweifel am Ende Ablehnung zu dieser gespentischen Prozedur.

Jahre später musste ich als noch junger Priester in Russland selber einen Entschlafenen-Gottesdienst durchführen. Ja, man hatte mir zur Liturgie eine Handreichung auf die Reise mitgegeben. Aber als es ernst wurde, da habe ich sie im entscheidenden Augenblick ignoriert. Eine schlimme Amtspflichtverletzung…? Ich habe nämlich niemanden irgendwo hingeleitet. Nein, ich habe, gemeinsam mit der versammelten russischen Gemeinde, die Seelen der Verstorbenen der Gnade und Barmherzigkeit unseres Heilandes anempfohlen. Meine lieben Russen haben diese liturgische Abweichung nicht bemerkt. Russland ist weit und die neuapostolische Glaubensfeuerwehr war glücklicherweise auch weit weg.

Übrigens haben die Russen ein sehr gesundes, geradezu ein entspanntes Verhältnis zu ihren Verstorbenen. An bestimmten Gedenktagen versammelt sich die lebende Familie an den Gräbern ihrer Verstorbenen. Man setzt sich dort fröhlich nieder, isst und singt gemeinsam und das eine oder andere Gläschen Wodka wird dabei auch runtergespühlt

Natürlich hätte ich mich vor dieser Missionsreise auch mit Ausflüchten drücken können. Ich drückte mich letztlich aber nicht. Hin- und hergerissen zwischen Amtsauftrag und Gewissensbissen siegte das apostolische Pflichtgefühl.

Soweit ich das weiß, hat der Stammapostel Richard Fehr später die „Schlüsselgewalt seines Amts" neu erklärt. Was hätte ich mich damals gefreut, wenn dieser Mann gesagt hätte: „Liebe Geschwister, unsere frühere Lehre war ein Irrtum. Wir haben ihn überwunden und sind zu der Erkenntnis gelangt, dass kein kirchliches Amts auf dieser Erde Macht hat, die allein Jesus Christus übergeben ist. Im Diesseits wie im Jenseits.“

Über meinem Schreibtisch hängt ein kleines unscheinbares Holzschild mit der Aufschrift: „Jesus ist Sieger.“ Wer denn sonst…?

Liebe Grüße, landauf und landab, von Eurem alten Maximin :wink:

diebasis

Re: BEGEGNUNG MIT TOTEN….?

#4 Beitrag von diebasis » 03.03.2011, 19:56

Hallo Maximin!

Was willst du uns jetzt damit sagen oder diskutieren????
Bist du unsicher oder glaubst du daran???
Ich kenne das alles aus meine Kindheit und es hat mich als Kind und Jugendliches sehr belastet.

Ich denke in dem Buch von Tobias Mai ist alles gut erläutert und erklärt und damit kann ich auch etwas anfangen.

Ausschnitt Seite 324 :"Damit liegt die gesamte Macht über Tod und Totenreich in der Hand Jesu
Christi, wo sie am besten aufgehoben ist.

Die neuapostolische Hilfe für die Toten grenzt an Spiritismus."

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Loreley 61
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Re: BEGEGNUNG MIT TOTEN….?

#5 Beitrag von Loreley 61 » 03.03.2011, 20:37

Also ich habe eher positive Erinnerungen an den Entschlafenenkult der NAK. Das dieser unbiblisch ist, weiß ich heute natürlich. Aber 1. hatten wir am Entschlafenensonntag nachmittags frei - also keinen Gottesdienst. Das war schon mal gut. Außerdem hatte ich immer schon einen Hang zu Gespenster-Geschichten. Sei es nun im Fernsehen oder in entsprechender Kinderliteratur. Ich hätte es nur zu gerne gehabt, wenn sich meine Eltern, meine Oma und vielleicht noch der eine oder andere mal bei mir gemeldet hätten, so wie es immer in den Geschichten in der UF drinne stand. Ich laß diese Geschichten unheimlich gerne. Bei mir meldete sich aber keiner von meinen Lieben. Ich habe mir dann überlegt, dass es daran liegen könnte, weil diese mir wichtigen Personen ja (laut NAK) schon Erlöste sind, also sich nicht melden, weil sie keine Hilfe von uns neuap. Erdlingen brauchen, sondern anderen helfen sollen/müssen - den Unerlösten. Was ich Gott nur übel nahm, war, dass er unbedingt meine Mutter dazu brauchte und ich eben mit 7 Jahren schon mutterlos war.

Na ja, die Zeiten sind vorbei und logischerweise glaube ich kein Wort mehr von dem ganzen Entschlafenen(un)wesen der NAK, schon deshalb, weil damit (UF-Geschichten) immer auch die Richtigkeit der NAK bewiesen werden sollte. Allerdings halte ich Jenseitskontakte durchaus für möglich - schließlich gibt es mit der Hexe von Endor auch ein biblisches Zeugnis darüber. Dann habe ich etliche Bekannte - Gläubige und eher Ungläubige im Sinne der Kirchen - die von solchen Kontakten glaubhaft berichten. Ich denke, in einem veränderten Bewußtseinszustand sind solche Kontakte möglich. Den Wunsch dazu habe ich immer noch. :wink:

LG, Lory
Unsere Gedanken und Gefühle werden durch unsere Überzeugungen geformt.
Was du tief in dir und oft unbewusst denkst, das zeigt die größte Wirkung in deinem Leben.
Brauche nichts ... wünsche alles ... und wähle, was sich zeigt!
______
Namaste

Maximin

Re: BEGEGNUNG MIT TOTEN….?

#6 Beitrag von Maximin » 03.03.2011, 21:07

:) Lorty, darüber wird noch zu reden sein. :mrgreen:
Maxi :wink:

Joot

Re: BEGEGNUNG MIT TOTEN….?

#7 Beitrag von Joot » 03.03.2011, 21:23

Lieber Maximin,

die UF habe ich schon einige Zeit abbestellt, gleichwohl heute in der Unibibliothek mal wd. reingeschaut u. just in der Ausgabe v. 20.02.2011 kommt der "Entschlafenen-Gottesdienst" v. 07.10.2010 in Berlin drin.

Dort sagte Leber: "Wir wollen uns nun vor dem Hern beugen u. Gnade für uns hinnehmen, aber auch an jene aus der jenseitigen Welt denken, für die wir Verantwortung tragen, die auf uns schauen u. denen wir von Herzen wünschen, dass sie frei werden."

"Verantwortung tragen" ist ja eigentlich noch mehr wie das einstige "Brücke-sein", oder?

fridolin
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Re: BEGEGNUNG MIT TOTEN….?

#8 Beitrag von fridolin » 03.03.2011, 22:22

aber auch an jene aus der jenseitigen Welt denken, für die wir Verantwortung tragen, die auf uns schauen u. denen wir von Herzen wünschen, dass sie frei werden."
Schau an; wir tragen die Verantwortung. Wozu gibt es Gott, die Verantwortung ist bei ihm besser aufgehoben als bei mir.
Gott delegiert seine Verantwortung in der jenseitigen Welt nicht auf kleine Menschenwürstchen ab. Gottes Zentralstelle in Zürich ist nicht ganz auf dem laufenden.

Comment

Re: BEGEGNUNG MIT TOTEN….?

#9 Beitrag von Comment » 03.03.2011, 22:35

Hallo Joot,

wer sich für DAS Instrument schlechthin im Heilsplan Gottes hält (s. neu formuliertes Kirchenverständnis), muss sich konsequenterweise auch zur entsprechenden Veranwortung bekennen und ihr gerecht werden wollen. :)

Nach meinem Glauben kommt es aber nicht auf den Dienst an, den diese Kirche sich zugezogen hat, weil ich der festen Überzeugung bin, dass Gott selbst sich der verstorbenen Seelen in seiner Liebe zuwendet und sie in eigener Zuständigkei zu erlösen weiss.

Ich bin immer überrascht, wenn ich aus einer Kirche höre, dass sie der Meinung ist, ohne sie liefe in der jenseitigen Welt nichts. Als glaubten sie an einen unselbständigen Gott, der irgendwo in einem Sessel ruhend lediglich Zuschauer sei, alle Veranwortung für das ewige Heil und Wehe auf sündige Menschen verlagert habe - und wenn die nicht handelten - die Seelen im Jenseits lieblos einem elenden Schicksal überliesse.

Com.

diebasis

Re: BEGEGNUNG MIT TOTEN….?

#10 Beitrag von diebasis » 04.03.2011, 08:05

Hallo Loreley 61!

Ich glaube auch an eine Leben nach dem Tod, aber wie es die NAK auslebt ist für mich nicht mehr nachvollziehbar.
Z.B. wurde mir am Sonntag gepredigt, dass ich mich die ganz Woche ordentlich benehmen muss, damit am Sonntag dann meine Angehörigen zum Altar gebracht werden könne.
Wo ist da die Souveränität Gottes???
Bez.ap. Klingler hielt einen Entschlafenengottesdienst und dort fuhr ich hin, weil ich wissen wollte wie ER predigt.
ER sagte, dass die Seelen nur über Jesus Christus gleitet werden und "WIR WISSEN NICHTS !!!!!"
Wollte den GD hier als Link reinstellen, musste aber fesstellen, dass über die Inhalte des Gottesdiestes, kein Wort von dem drin steht, was Klingler gepredigt hat.
Möglicherweise konnte der Schreiber damit nichts anfangen.
Es steht drin, dass der nachfolgende Apostel über den Altarschmuck predigte......was stimmt, ich aber persönlich so eigenartig fand.
Es predigten 3 Apostel auf dem Altar, völlig aneinander vorbei :-(

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