Pfarrer ohne Gott - was müssen Geistliche glauben?

Für Zweifler und andere gute Christen
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simpel

#21 Beitrag von simpel » 12.02.2010, 09:45

Lobo hat geschrieben: Wo, und wann denn? :idea: Bild
Hier mal eine geneigte Lektüreempfehlung...

simpel

#22 Beitrag von simpel » 12.02.2010, 10:09

„Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein.“ Liebe Gäste, liebe Geschwister im Herrn, so lautete seit den fünfziger Jahren eine Parole, ein Lied in der früheren DDR, als die Bauer enteignet wurden und ein sich allmächtig gebärdender Staat meinte, er könne in den LPGs, den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften durch guten Willen, durch Dünger, Unkrautvernichtungsmittel und Technik alles erreichen. Doch die Christen sind seinerzeit auch nicht maulfaul geblieben. Sie konterten: „Ohne Sonnenschein und Gott geht die LPG bankrott.“ Und so ist es auch gekommen.
Und so ist es auch gekommen.

Die ehem. DDR war ein Feldversuch ohne Gott - mit bekanntem Ausgang.
Das klingt simpel, ist aber wahr.

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Loreley 61
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#23 Beitrag von Loreley 61 » 12.02.2010, 10:21

Hallo zusammen,

So neu ist es doch gar nicht, dass ein Theologe atheistisch an Gott glaubt. Warum eigentlich nicht? Kommt doch drauf an, um was es dem Pfarrer eigentlich genau geht. 1968 veröffentlichte D. Sölle ihr Buch: "Atheistisch an Gott glauben". Sie wendet sich gegen ein übermächtiges theistisches Gottesbild. Vor ihr gab es noch viele andere, die in diese Richtung argumentierten. Ich nenne das eher Glaubensfreiheit, Glaubensvielfalt oder Glaubenspluralismus. :wink:

LG, Lory
Unsere Gedanken und Gefühle werden durch unsere Überzeugungen geformt.
Was du tief in dir und oft unbewusst denkst, das zeigt die größte Wirkung in deinem Leben.
Brauche nichts ... wünsche alles ... und wähle, was sich zeigt!
______
Namaste

Cemper

#24 Beitrag von Cemper » 12.02.2010, 12:05

Hier ein 40 Jahre alter (gut verständlicher) Text eines bekannten Theologen zum Thema: KLICK

Am Rande: Mit dem Satz: "Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht" wird nicht gesagt: Es gibt keinen Gott. Mit dem Satz wird - zunächst - angedeutet, dass es Gott nicht so gibt, wie das, was wir als existent kennen. Anders gesagt: Gott übersteigt alle unsere Vorstellungsfähigkeiten. Deshalb die alte biblische Forderung, sich kein Bild von Gott zu machen. Er ist - so reden Theologen auch - das Unendliche im Endlichen. Er ist das Abstrakte im Relativen. Er ist Transzendenz in der Immanenz. - Und das "verpredigen" Sie mal mal mit konkreten Lebensbezügen.

Hannes

#25 Beitrag von Hannes » 12.02.2010, 12:05

Loreley 61 hat geschrieben:Kommt doch drauf an, um was es dem Pfarrer eigentlich genau geht.
Eben nicht ... es kommt darauf an, 1. wo er steht und 2. in wessen Namen er Sonntag für Sonntag predigt und 3. was in seiner Stellenbeschreibung steht und er mit seinem Arbeitsvertrag unterschrieben hat.

Wenn der Herr Pfarrer seinen Talar an den Nagel hängen würde, das "Gotteshaus" verlassen und in einer atheistischen Versammlung sprechen würde, dann wäre das doch der Hit. Und da würde ich ihm auch gerne zuhören - aber nicht in einer christlichen Kirche, wo er das "Wort Gottes" aus den "Heiligen Schriften" verkündigen soll.

Und wenn mir bitte einmal jemand erklären könnte, wie man als Atheist an Gott glauben kann Bild... ich habe lange darüber sinniert und komme da immer wieder zum Anfang (funktioniert nicht).

Danke und Gruss
Hannes

agape

#26 Beitrag von agape » 12.02.2010, 12:22

Hannes hat geschrieben:
Loreley 61 hat geschrieben:Kommt doch drauf an, um was es dem Pfarrer eigentlich genau geht.
Eben nicht ... es kommt darauf an, 1. wo er steht und 2. in wessen Namen er Sonntag für Sonntag predigt und 3. was in seiner Stellenbeschreibung steht und er mit seinem Arbeitsvertrag unterschrieben hat.

Wenn der Herr Pfarrer seinen Talar an den Nagel hängen würde, das "Gotteshaus" verlassen und in einer atheistischen Versammlung sprechen würde, dann wäre das doch der Hit. Und da würde ich ihm auch gerne zuhören - aber nicht in einer christlichen Kirche, wo er das "Wort Gottes" aus den "Heiligen Schriften" verkündigen soll.

Und wenn mir bitte einmal jemand erklären könnte, wie man als Atheist an Gott glauben kann Bild... ich habe lange darüber sinniert und komme da immer wieder zum Anfang (funktioniert nicht).

Danke und Gruss
Hannes
dito.

Dorothee Steffensky-Sölle aus Köln war eine ganz tolle
und wichtige Theologin, (alles Erwähnenswerte wäre jetzt zu ergiebig ;) ) sie war allerdings keine Pfarrerin.
Cemper hat geschrieben:
Am Rande: Mit dem Satz: "Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht" wird nicht gesagt: Es gibt keinen Gott. Mit dem Satz wird - zunächst - angedeutet, dass es Gott nicht so gibt, wie das, was wir als existent kennen. Anders gesagt: Gott übersteigt alle unsere Vorstellungsfähigkeiten. Deshalb die alte biblische Forderung, sich kein Bild von Gott zu machen. Er ist - so reden Theologen auch - das Unendliche im Endlichen. Er ist das Abstrakte im Relativen. Er ist Transzendenz in der Immanenz. - Und das "verpredigen" Sie mal mal mit konkreten Lebensbezügen.
Man kann es "verpredigen", aber nur in bestimmten Kreisen. ;) Als Seelsorger am Ambo wird es kompliziert (im Wortsinn) ;).

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Loreley 61
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#27 Beitrag von Loreley 61 » 12.02.2010, 12:33

Ja, mit D. Sölle hast du Recht - sie war "nur" Theologin. :wink:


Sollte man den Pfarrer aus der Kirche entfernen? Ich bin da unsicher, denn einerseits verstehe ich den Aufschrei, doch andererseits beweist seine Kirche Mut. Warum? Sollten Kirchen denn tatsächlich alle Geistlichen entfernen, die irgendwie anders glauben? Dann müßte vielleicht auch Bischof Tutu gehen, oder Präses Schneider. Dorothee Sölle war bestimmt eine angesehene Fachfrau. Wenn alle Progressiven/Erneuerer gehen müßten - wie viele Pfarrer hätte man dann noch? Haben nicht sehr viele Gläubige und auch Geistliche einen ganz individuellen Glauben, der etwas mehr oder etwas weniger von der Kirchennorm abweicht?

Wie glaubt man nun atheistisch an Gott? Kommt eventuell auch drauf an, was jeder einzelne unter atheistisch versteht. Mein Gottesbild ist auch ein anderes, als das der Kirchen. Bin ich deshalb schon atheistisch? In der Beurteilung eines konservativen Christen bin ich das bestimmt. Nicht aber nach meiner eigenen Meinung. Man müßte wissen, ob dieser Pfarrer die Existenz eines Gottes/höhere Macht/universelle Intelligenz total verneint, oder ob er "nur" die Dogmatik und die gängige Theologie der christl. Kirchen ablehnt.

LG, Lory
Unsere Gedanken und Gefühle werden durch unsere Überzeugungen geformt.
Was du tief in dir und oft unbewusst denkst, das zeigt die größte Wirkung in deinem Leben.
Brauche nichts ... wünsche alles ... und wähle, was sich zeigt!
______
Namaste

simpel

#28 Beitrag von simpel » 12.02.2010, 12:53

Was ist denn daran progressiv, wenn ein Geistlicher sich vor seine Gemeinde stellt und ihr verkündigt, dass es keinen Gott gibt?

Da kann sich auch der Sparkassenchef vor seine Kunden stellen und ihnen verkündigen, dass ab heute nur noch der Tauschhandel mit Naturalien gängiges Zahlungsmittel ist und sie in vergangener Zeit nur einem Irrtum aufgesessen seien...

Wahrscheinlich ist es aber zeitgemäß, den Leutchen ihr bis dato stabiles Fundament unter den Füßen weg zu ziehen - und das auf allen Gebieten.



:evil:

Hannes

#29 Beitrag von Hannes » 12.02.2010, 12:56

Loreley 61 hat geschrieben: Sollte man den Pfarrer aus der Kirche entfernen? Ich bin da unsicher, denn einerseits verstehe ich den Aufschrei, doch andererseits beweist seine Kirche Mut. Warum? Sollten Kirchen denn tatsächlich alle Geistlichen entfernen, die irgendwie anders glauben?
Nein, natürlich sollte man den Pfarrer nicht entfernen ... er sollte die Chuzpe haben und selber gehen.

Lory, ich ahne nur, was Du unter Kirche verstehst - sagst Du es mir bitte? Wenn ich in die Kirche = das Haus Gottes gehe, dann will ich etwas hören, was meinen Gang zu diesem Haus rechtfertigt. Sonst würde ich ja in die Kneipe oder ins Theater gehen. Haus Gottes = Wort Gottes ... ist doch so, oder?

Und wenn ein Pfarrer "irgendwie anders glaubt", dann HURRA ... nur sollte er an das glauben, in dessen Namen er predigt.

Es geht doch hier nicht um Diskussionsrunden oder sonstwas. Es geht um (zugegebenermassen) etwas nicht Greifbares = Glaube - aber darum geht es eben im Haus Gottes. Und das ist im jeweiligen Haus Gottes klar definiert. Und im Theater gehts ums Theater ...

Hannes

Hannes

#30 Beitrag von Hannes » 12.02.2010, 13:01

simpel hat geschrieben:
Da kann sich auch der Sparkassenchef vor seine Kunden stellen und ihnen verkündigen, dass ab heute nur noch der Tauschhandel mit Naturalien gängiges Zahlungsmittel ist und sie in vergangener Zeit nur einem Irrtum aufgesessen seien...
Das zu verkünden, lieber simpel, hätte ja aber noch was mit dem Thema und dem Selbstverständnis einer Sparkasse zu tun. Aber was Lory will, wäre, dass der Sparkassenanzugsheini sagt: "Es gibt keine Zahlungsmittel und es gab nie welche - und deshalb stehe ich hier im Namen der Notenbank." Was ja durchaus sein kann - aber für den Spakaheini ist das fatal (für mich auch) und er sollte schnellstmöglich seinen "Standpunkt" ändern ... :wink:

Leut gibts ...

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