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Beitrag
von Cemper » 16.12.2009, 11:49
Dieter -
ich halte diese Gegenüberstellung und damit diese Frageweise für falsch. Wir leben unser Leben. Zu diesem Leben gehört der Tod und das Wissen, dass wir sterben müssen. Wir wissen, dass - bildhaft gesprochen - auf jeden Menschen in der Sekunde seiner Geburt ein Pfeil abgeschossen wird und ihm unaufhörlich entgegen fliegt. Er erreicht ihn - und das ist der Moment des Todes. Das Leben des Lebens ist deshalb - richtig verstanden - ein Leben in der Erwartung des Todes. Das heißt nun nicht, dass wir ständig an den Tod denken sollten. Menschen, die das tun, sind nicht gesund. Menschen, die den Gedanken an den Tod verdrängen, sind aber auch nicht gesund oder zumindest nicht ganz in der Wirklichkeit. Zu dieser Wirklichkeit gehört eben dies: Mitten wir im Leben sind vom Tod umfangen.
Den Tod können wir in diesem Leben nicht leben. Wir können in diesem Leben nur mit der Erwartung des Todes leben. Der Tod bleibt uns aber unbekannt; wir wissen nur, dass er eine Schwelle ist; wir wissen nicht, ob es jenseits dieser Schwelle eine für uns bedeutende Wirklichkeit gibt. Meine persönliche Meinung - wenn Sie so wollen: mein Glaube - ist, dass ein Zustand, der in der Religion als "Seligkeit" beschrieben wird, in einer Wirklichkeit möglich sein kann, zu der der Tod gehört. Aber das ist sehr abstrakt. Konkretes kann ich dazu nicht sagen. Ich will das auch nicht. Mir reicht es, wenn ich "in diesen Dingen" vertrauen kann - und da kommt dann Gott ins Spiel.
C.